Camping wie damals, durch den Märchenwald und Putzfrauengespräche
- Tag: Donnrstag, 2. Juli
Strecke: Valtice – Břeclav (CZ) – Kúty (SK) – Moravský Svätý Ján (SK) – Hohenau an der March (A) – Dürnkrut – Mannersdorf – Angern an der March
Kilometer: 64
Der Campingplatz von Valtice hat den realen Sozialismus noch hautnah miterlebt, die einzigen Zugeständnisse an die moderne Zeit sind ein Kaffee-, sowie ein Jugend-Getränke-Automat. Ost-Romantik pur! Das angesagte Gewitter entlädt sich in der Nacht, dicke Tropfen trommeln auf die Zeltplane und sorgen für einen Dornröschen-Schlaf.
Die Weisheit des noch jungen Tages: «Frage stellt sich, Antwort gibt sich» (© Clemens Denk), heute bedeckt ein Hemd die geschundenen Arme.
Der Weg Richtung Břeclav führt auf verschlungenen Wegen durch den Kulturlandschaftspark Lednice-Valtice. Mitten im Märchenwald verstecken sich verzauberte Baudenkmäler der Familie Lichtenstein: Ein Apollo-Tempel, eine St. Hubertus Kapelle oder der Dianatempel auch «Rendevous» (Foto). In Břeclav gibt es ein Wiedersehen mit der Thaya und im Dreiländereck trennen Thaya und Morava (March) die Nachbarn_innen. Der ehemalige Eiserne Vorhang wird in Folge mehrfach durchtrennt. In der Dreiländercompetition zieht die Heimmannschaft wieder einmal den Kürzeren. Ab Hohenau ist Schluss mit Lustig, ein graues Asphaltband treibt einen Keil durch die Weinviertler Landwirtschaft. Einzige Aufregung der stündliche Railjet in beiden Richtungen. Spärlich verstreute Ortschaften, allesamt blutleer, keine Menschen, keine Erfrischungsstationen. Die erste offene Ausschank befindet sich in Dürnkrut, weltberühmt duch das Thaya-March-Hochwasser von 2006. Den Garten des Zentrum-Pubs beherrschen Stammtischgespräche: Gute Putzfrau/böse Putzfrau, guter Türke/schlechter Türke. Deswegen haben Auswärtsgastspiele einen großen Vorteil, die Resopaltischweisheiten bleiben aus sprachlichem Unvermögen im Verborgenen. Der Spritzwein im großen Gebinde lindert die Ohrenschmerzen.
Eine Abzweigung führt auf den Kamp-Thaya-March-Radweg, ein Schotterpfad entlang der March samt Nebengewässer. Ferdervieh aller Couleur liefert den Soundtrack bis nach Mannersdorf. Ab sofort wächst auch wirklich Wein im Weinviertel. Beim Heurigen dominieren die (Garten)Zaungespräche. In diesem Sinne: «Reißen wir die Zäune ein die uns trennen» (© Ton Steine Scherben)! Den Tagesausklang begleitet eine Winzerhofplatte. War gestern noch pfui, ist heute hui, sprich: «a perfekta dog»!