Fast Ehrenmitglied, fast Schluss und ein Hoch auf Kesälathi!


20. Tag: Samstag, 07. Juli

Strecke: Kitee – Kesälathi – Parikkala (Karte)

Streckenlänge: 98 km (gesamt 1.628 km)

Im lokalen Pub von Kitee treffen sich alle Altersklassen. Die «Oldies» lauschen dem Alleinunterhalter, der finnische Weisen trällert, die «Youngsters» machen sich selbst den Kasperl, das «Mittelalter» pendelt zwischen den Polen. Eines haben alle gemeinsam, zu fortgeschrittener Stunde, einen ordentlichen Rausch. Anschlussprobleme? Ausgeschlossen! Der ortsansässige Motorrad-Club bestaunt mein analoges Zweirad. Respect! Bevor die Verbrüderung zu eng und mit der Ehren-Clubmitgliedschaft gedroht wird, ziehe ich es vor den Zeltplatz aufzusuchen.
Nächtens sind es nicht die Gelsen die Nerven, sondern winzige Ameisen die herzhaft zubeißen. Trockene Socken bringen gar nichts solange das Schuhwerk noch unter Wasser steht. Nasse Füße stören beim Treten nicht. Strecke/Landschaft? Same, same! Die Rad-Stör-Geräusche werden immer aufdringlicher, ich rede meinem Begleiter gut zu um durchzuhalten und verspreche bei der nächsten Sitzgelegenheit ein Service. Die Probleme liegen außerhalb der Möglichkeiten, sowohl Schaltung als auch Vorderradlager. Während der Radpflege bekomme ich eine unverlangte Bibelstunde eines Reisepredigers. Schnell weiter. Kurz vor Kesälathi ist endgültig Schluss, das Radlager bricht auf. Weiter fahren unmöglich.  Aus! Schieben! Das Glück ist ein Vogerl und setzt sich auf meine Schultern in Form einer Mitfahrgelegenheit. Zwei ältere Damen, ein älterer Herr, ein Zwerg-Collie. Kein Englisch, dafür ein geschulter Blick, «Lagerie»! Nicht nur die Mitfahrgelegenheit, der wissende Fahrer bringt mich auch gleich an die richtige Adresse: Privathaus samt Rad-Heimwerker-König. Improvisation ist alles – Dank an alle guten Geister, Dank an Kesälathi!
Das Brompton schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Die letzten knapp 50 Kilometer nach Parikkala muss die Hauptstraße herhalten. Kaputt, dafür glückliches Einrollen in Parikkala, eine Kleinstadt wie viele andere: ein großer Supermarkt ohne Menschen, ein einziges Pub, sonst nix. Aber das genügt, das Leben ist schön, das Leben auf Reisen am Schönsten!