Ein Hotspot für uns allein, Maria über Alles und eine Brücke zwischen Welten


7. Tag: Sonntag, 23. September

Strecke: Kravica Wasserfälle – Međugorje – Mostar

Dort wo sich gestern noch hunderte Touristen gedrängt haben ist bei Tagesanbruch außer uns niemand zu sehen, einzig die Wasserfontänen stürzen noch immer tosend über den Felsen. Auch die Sonne hält sich noch im Verborgenen. Bei so einer Kulisse schmeckt sogar der Löskaffee aus dem Blechhäferl … Noch bevor die Reisebus-Horden über die Kravica-Fälle, nahe der kroatischen Grenze, herfallen ist das Zelt im Automobil verstaut und wir rollen dem nächsten Hotspot entgegen. In Međugorje gibt es nur ein Thema – «Maria über Alles»! Seit in den 1980er Jahren Einwohner von Marienerscheinungen berichteten läuft der katholische Pilger_innen-Tourismus auf Hochtouren. Busladungen erwartungsvoller Bet-Brüder-und-Schwestern verströmen sich auf dem Gelände der St.-Jakobus-Kirche. Es ist Sonntag, das Gotteshaus ist brechend voll. Rundherum in den Souvenierläden regiert der Devotionalien-Kult: Maria in allen Ausführungen, Engerl im kroatischen rot-weiss-roten Schachbrett-Dress, heiliger Šljivovica, … Weiter, weiter! Nach Mostar ist es nur mehr eine Kurzstrecke. Heute gibt es nach sechs Zeltübernachtungen erstmals wieder ein gemachtes Bett. Aber auch in Mostar ist die Welt nicht ganz in Ordnung. Eine Brücke über den Fluss Neretva verbindet zwei ehemals verfeindete Lager. Der Kampf um die Stadt zwischen Bosniaken und bosnischen Kroaten hat tiefe Wunden hinterlassen. Äußerlich im Stadtbild omnipräsent, köchelt es zwischenmenschlich noch immer unter der Oberfläche. Die 2004 nach der Zerstörung wiedereröffnete Brücke ist auch aktuell das Herzstück der Stadt und es kommt immer wieder zu Verstopfungen aufgrund der hohen Besucher_innen-Dichte. Auch hier werden im Basar zweifelhafte Erinnerungsstücke angeboten: Patronen-Kugelschreiber, -Panzer, -Flugzeuge!
Abgesehen davon, mein Ziel endlich einmal «Janjetina» (unter Asche geschmortes Lammfleisch) auf den Teller zu bekommen, ist nach sieben Tagen Bosnien erneut gescheitert. Aber, aufgegeben wird ein Brief!

ps: Mostar im Bild wird morgen nachgeliefert!

Go Jajce, Driving by Wetterlage und Winnetou forever!


6. Tag: Samstag, 22. September

Strecke: Jajce – Tomislavgrad – Kravica Wasserfälle

Frühtau, Morgennebel, faule Hunde rund um unser Zelt und Löskaffee aus dem Blechhäferl. Das Camping-Resti hat noch geschlossen, jetzt müssen die letzten Kekse herhalten.
Oberhalb des Pliva Wasserfalls thront die zentralbosnische Kleinstadt Jajce samt Burg. Wir wählen unser heutiges Tagesziel, die Kravica Wasserfälle, nach dem Wetterbericht aus dem Internetz. Der Bergsee Prokoško jezero muss wegen prophezeiter Schlechtwetterlage aussetzen. Es geht trotzdem über die Berge Richtung Süden, auf 900 Meter über dem Meer liegt das nach dem ersten kroatischen König benannte Tomislavgrad. Die bosnischen Kroaten zelebrieren ihre Abstammung mit Kroatien-Flaggen an jeder Ecke. Auf den letzten Kilometern werden Landschaft als auch Klima immer mediterraner. Die angenehme Einsamkeit der Anreise endet abrupt am Parkplatz zu den Kravica-Wasserfällen – Menschen en masse. Die Zufahrt zum Zeltplatz mit dem Automobil wird uns verwehrt, was heißt: Zelt, Bett und Küche tragen! Die Wasserfälle auf Augenhöhe rufen den großen Häuptling aus den ewigen Jagdgründen zurück ins Bild. Winnetou forever! Der Halli-Galli rundherum bringt uns wieder in die Gegenwart. Unser Zelt steht in unmittelbarer Nähe der Kulisse und wir warten nur noch darauf, dass sich die Ausflügler in ihre Stein-Wigwams zurückziehen … Tschüss-Baba!!!

ps: Jajce im Bild, die Kravica-Fälle werden morgen nachgereicht.