Eine weitere Grenzüberschreitung, hüben wie drüben und kostenlose Freuden


  1. Tag: Mittwoch, 18. Mai

Strecke: Iași – Sculeni (RO) – Călărași (MD) – Chișinău

Streckenlänge: 150 km

Das Verlangen weiter in Richtung Osten vorzudringen lässt nicht nach. Bei Sculeni wird die Grenze in die Republik Moldau überschritten. Das umgangssprachliche Moldawien existiert als eigenständiger Staat erst seit 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion. Landschaftlich bleibt alles wie gewohnt: Felder, Dörfer, Wälder. Das Automobil rollt einsam über Landstraßen in Richtung Hauptstadt, erst in Chișinău staut sich wieder das Blech. Die Stadt wirkt zerrissen, ein Stückwerk aus bröckelnden Fassaden und Spiegelglaspalästen. Irritierend, an jeder Ecke wirbt eine Geldwechselstube für den besten Kurs. Der Zentralmarkt der Stadt ist ein Erlebnis für sich, es gibt alles was dem Gaumen guttut und ebenso alles was niemand braucht und alles zusammen im Überfluss.
Im zentralen Ștefan-cel-Mare-Park – Ștefan cel Mare einer der bedeutendsten Herrscher der rumänischen Vorläuferstaaten und die zentrale Figur in der Erinnerungskultur der moldauischen Bevölkerung – wird öffentlich getanzt. Eine Box auf einer Parkpank sorgt für den Rhythmus, die Zeremonienmeisterin daneben interpretiert inbrünstig traditionelle Volksweisen. Um sie herum schwingt eine Gruppe Senior_innen, die Männer deutlich in der Unterzahl, im Takt. Drei Mal die Woche trifft sich das agile Grüppchen im Park, immer um 15 Uhr. Ab und an mischen sich Passantinnen ins Geschehen ein, auch die Jugend schwingt mit. Die Szene verschmilzt zum generationsübeschreitenden Gesellschaftstanz. Freude in den Gesichtern, ein kostenloser Spaß im öffentlichen Raum!