Baustellen, Almlandschaften und allgegenwärtige statt urspüngliche Kuhinja


5. Tag: Montag, 16. September

Strecke: Ovčar Banja – Zlatibor Umgebung – Zlatibor

Streckenlänge: 122 km

Von Baustelle zu Baustelle rollen wir von Zentral-Serbien über eine imaginäre Grenze nach Süd-West-Serbien. Auch in der Region um Užice sind fast alle Hauptverbindungen «in Arbeit», manche gar geschlossen. Das Erholungsgebiet Zlatibor grenzt im Westen an Bosnien Herzegowina und gilt als Wanderparadies, im Winter als Skisportzentrum. Das Dumme ist nur, die Wanderwege sind nicht ausgeschildert, die allgemeinen Wegweiser dürftig und der kleine Campingplatz in der Einöde unauffindbar. Omnipräsent hingegen sind die Hinweistafeln für die unzähligen Klöster, alle fünf Kilometer ein «Manastir», für glaubensresistente Reisende auf der Suche nach Natur und Wanderwegen ein Stolperstein. Eine weitere Erkenntnis, Fischfang kommt vor Badespaß, der einzigartig gelegene Ribničko jezero bietet eine malerische Kulisse, dafür aber ungeeignete Zugänge. So muss wieder das Automobil herhalten, einsame Straßen durch eine traumhafte Berg-Landschaft. Die höchste Erhebung ist der Berg Tornik mit seinen 1.497 Metern über dem Grund. Aber auch die weniger erhabenen Hügeln haben ihren Reiz, die Umgebung von Zlatibor wirkt wie ein einziges riesiges Alm-Panorama, nur leider ohne bewirtschaftete Alm-Hütten. Ein ganz anderes Bild präsentiert die gleichnamige Ortschaft, ganz Zlatibor gleicht einem großen Vergnügungspark. Rege Bautätigkeit, Hotels, Rummelplätze und zum Verkauf angebotener Ramsch an jeder Ecke, der Tourismus kennt keine Mitte – Alles oder Nix.
Das ursprüngliche Abendmahl im Restoran Ognjište mitten in der Prärie von Rudine muss leider abgesagt werden – «Heute Ruhetag!» – stattdessen gibt es allgegenwärtige «Srpska kuhinja» mit «puno mesa», also viel Fleisch!

ps: Der heutige Zeltplatz ist weit entfernt von jeglicher Yugo-Romantik, dafür aber sehr funktionell.

Ein Buchenberg, viele leere Kilometer und Campen mit Tito-Flair


 

4. Tag: Sonntag, 15. September

Strecke: Valjevo – Aranđelovac – Bukulja – Ovčar Banja

Streckenlänge: 200 km

Ein Holztisch, rundherum Holzbänke, in der Mitte ein Holzschirm, eine Liegewiese, daneben die sprudelnde Gradac. Zeltaufbau bei Scheinwerferlicht. Das an sich traumhafte Nachtquartier hat nur einen gravierenden Haken – Menschen sind Schweine! – das Naherholungsgebiet ist übersät von Müll.
«Der Frühe Vogel fängt den Wurm», bei Tagesanbruch jagen Fliegenfischer nach geschmackigen Forellen, ein kunstvolles Schauspiel. Der Kurort Aranđelovac liegt zu ebener Erde des Bukulja Berges. Durch Buchenwälder (Bukulja steht für kleine Buche) führt ein markierter Wanderweg (Wanderweg für heimische Verhältnisse wäre zu weit gegriffen, einigen wir uns auf Spazierweg) auf die Spitze des Berges. Ein «ostalgischer» Aussichtsturm gewährt tiefe Einblicke rundum ins Land, zu seinem Fuße wird Rakija und Kaffee serviert. Am Weg dorthin drängt sich noch einmal das Thema Abfallwirtschaft auf, leere Farbkübel am Weg sammeln den Unrat und warten total überfüllt auf Entleerung! Pummvoll trotz des wenig frequentierten Weges, die serbischen «Benzinbrüder» nehmen lieber die asphaltierte Spur zum Ziel!
Der anvisierte Fischteich wird auf Grund des fahruntauglichen Pfades verworfen, die Alternative der Garaško jezero bietet keinen befriedigenden Untergrund für unser mobiles Haus, die Liebste ist not amused!!! Bei einem Pivo wird die Karte neu berechnet und es findet sich doch noch ein, für beide Seiten passender Ausweg, die Ovčar-Kablar-Schlucht, wo die Zapadna Morava (westliche Morawa) die Felsen von Ovčar und Kablar durchtrennt. Bergstraße rauf, Bergstraße runter über den Rudnik Pass, durch Čačak durch und endlich bei Sonnenuntergang ist die westliche Morava erreicht. Das ultimative Wohlfühlplatzerl lässt sich auch hier nicht finden. Im letzten Moment taucht ein unangkündigtes Auto-Camp auf, eines aus der goldenen Jugoslawien-Zeit inklusive Tito-Flair und Schranz-Hocke-Schifahrer-Klo. Großartig! Ende gut, Alles gut!

Serbische Toskana, gesunde Anarchie und Wohlfühlmomente an der Gradac


3. Tag: Samstag, 14. September

Strecke: Zasavica – Šabac – Valjevo

Streckenlänge: 120 km

Über Nacht hat sich der Campingplatz gefüllt, ein Wochenende steht an. Wir begleiten die Save noch ein Stück in Richtung Belgrad, bei Šabac wird abgebogen, den Bergen entgegen. Kurz nach Šabac beginnt die serbische Toskana, Hügelwelten soweit das Auge reicht, Obstanbau und natürlich der allgegenwärtige Kukuruz (für unsere Berliner Freund_innen: = Mais). Valjevo liegt am Fuße einer Bergkette, besitzt eine überschaubare Weinstraße und ein «kleines Wunder» (verspricht die Touri-Info), die Gradac Schlucht. Für Valjevo gilt, wie für viele serbische Kleinstädte, schön sind sie nicht, dafür sexy. Abgerockte Architektur, Ost-Charme, unzählige Cafes und ein gesundes Maß an Anarchie.
Die Gradac ist gerade einmal 12 Kilometer lang, schlängelt sich durch eine Schlucht und nicht nur der Fluss auch das gute alte Feuerross bahnt sich auf dieser Strecke seinen Weg von Belgrad nach Bar.
Die gefahrene Kilometerleistung bleibt heute stark unter dem Durchschnitt, dafür werden immer öfter die Beine lang gemacht, bei Erfrischungsgetränken und einem guten Buch. Wildenten und Fische streiten sich um die zugeworfenen Brotreste. Weiters im Angebot Wassermühlen, Badeteiche und wunderbare Fischgerichte. Übrigens, unsere Betten werden heute wieder direkt am Wasser gebaut.

Serbien in Arbeit, unberührte Natur mit vielen Viechern und Save statt Donau


2. Tag: Freitag, 13. September

Strecke: Bezdan – Apatin – Novi Sad – Sremska Mitrovica – Zasavica

Streckenlänge: 230 km

Das flüssige Frühstück, ein Gaskocher-Kaffee wird in voller Montur am Schdrom eingenommen, hohe Baumreihen verstellen die wärmenden Sonnenstrahlen. Das zweite, feste Frühstück, gibt es in Apatin, ebenfalls direkt an der Donau. Eine blecherne Vogel-Skulptur ziert die Strandpromenade, schwerfällig kämpfen sich Lastenschiffe gegen die Strömung. Das für heute angedachte Ziel Valjevo wird wieder nicht erreicht, diesmal liegt es nicht an der verpfuschten Plan(ungs)wirtschaft, diesmal liegt es an den kleinen Landstraßen, allesamt «in Arbeit». Es erweckt den Eindruck, Serbien befindet sich im Umbau. Wenige Kilometer, viel Zeit! Aulandschaften, viele Felder, vorwiegend Mais-Anbau, kleine Ortschaften bis sich irgendwann Novi Sad vor uns aufbaut. Auch die Hauptstadt der Vojvodina hat sich verändert, der Modernität verschrieben, sich der Zeit angepasst. Nur die alten, von der Nato zerbombten Brückenpfeiler erinnern noch an den Nato-Krieg gegen Serbien (1998 – 1999).
Steil geht es durch den Nationalpark Fruška Gora, später führen weitere Baustellen nach Sremska Mitrovica und an die Save. Spätestens jetzt wird klar, Valjevo wird auf morgen verschoben. Im Naturreservat Zasavica wartet ein Campingplatz auf seine einzigen Gäste. Die Zasavica, ein Fluss zwischen Drina und Save umgeben von Sumpfland, Feuchtwiesen, Weiden und Wald. Viele Viecher, schwimmende, fliegende und solche auf vier Beinen freuen sich, diese noch weitgehend unberührte Naturlandschaft ihr Zuhause nennen zu dürfen. Das Abendmahl wird heute nicht an der Donau, sondern an der Save serviert und statt Fischgulasch steht heute Kuttelsuppe am Speiseplan. Laku noć!

Verpfuschte Planwirtschaft, durch Ungarn durch und das Paradies am Schdrom


1. Tag: Donnerstag, 12. September

Strecke: Wien (A) – Budapest (HU) – Bezdan (SRB)

Streckenlänge: 450 km

Eigentlich sollte das Ziel der Reise Georgien heißen, aber eine verpfuschte Planwirtschaft – also die Verweigerung die Reise ordentlich zu planen – rückt Georgien in weite Ferne. Das Fehlen eines internationalen Führerscheins und die nichtangeforderte Versicherungserweiterung für die Länder Türkei und Georgien verschiebt die Zieleingabe in Richtung Albanien. Balkan statt Kaukasus.
Den Kleingarten auf der Wasserwiese und die heutige Endstation, die Pikec Čarda nahe Bezdan, direkt am Schdrom verbindet auf der einen Seite der/die Donaukanal/Donau, auf der anderen ein einziges Asphaltband. Die Autobahn führt von der Stadionbrücke direkt nach Baja im südlichen Ungarn und eine kleine Bundesstraße verbindet Baja direkt mit dem Paradies an der Donau.
Ein Sonnenuntergang, ein Jelen Pivo als Appetitanreger, ein ausgelöstes Fischgulasch im Kessel dazu ein edles Tröpferl in Weiß gehalten – eine Überdosis Glück!

ps: auch die Bettenstation steht direkt am Schdrom!

Der Ehrgeiz macht Winterpause, der Schalter fällt und Weihnachtsmärkte, Rauchverbot, …


8. Tag: Donnertag, 20. Dezember

Strecke: Kikinda – Kanjiža – Horgoš – Szeged

Streckenlänge: 85 Kilometer

Die Bremsen machen Sorgen, die Lust auf das ewig-selbe-weiße-(Landschafts-)Bild ist enden wollend und mein Ehrgeiz macht Winterpause. Lieber ein Stück Weg mit dem Bus. Die restlichen Dinar verleiten auf ein letztes Jelen-Pivo. Wieder auf zwei Rädern nähert sich die ungarische Genze wie im Flug. Auf einmal fällt der Schalter – Licht an! – die Sonne gibt ein kurzes Gastspiel. Auf ungarischen Straßen rollt es sich entspannter, aber auch nur weil ein Ende der Winterfestspiele in Sichtweite ist. Das serbische Abendessen/Frühstück rumort im Baucherl, großartige Küche, aber schon ein bisserl fett – gut, dass ich immer Servietten vorrätig habe ;-)!
Szeged ist bald erreicht, die Sonne wieder verschwunden und nach einer ganzen Woche «OHNE» – mir hat es an nichts gefehlt – glitzern in der Stadt an der Theiß, ein, zwei Weihnachtmärkte :-(!
Und in den Wirtshäusern ist Rauchen strengstens untersagt. Danke Serbien! Da wird geraucht in allen Lebenslagen. Also essen, trinken, schlafen und flix mit dem Bus nach Hause!

Josip Broz forever, eine Sackgasse und sprechen mit den Tieren


7. Tag: Mittwoch, 19. Dezember

Strecke: Srpski Itebej – Hetin (Sackgasse) – Banatsko Karađorđevo – Nova Crnja – Kikinda

Streckenlänge: 56 Kilometer

Ein kurzer Abstecker ins lokale Wirtshaus musste dann doch noch sein. Und natürlich hab ich auch einen neuen Freund gefunden. Aleksandar, hat 35 Jahre in Dortmund gearbeitet und ist im Ruhestand wieder nach Srpski Itebej zurückgekommen. «Ich lebe hier wie ein Fürst», gibt er sich sichtlich zufrieden. Seine Frau schaut «Kochsendungen» und derweilen vertreibt er sich die Zeit in der Gastwirtschaft. Er hat einen fixen Platz und so sitzen wir am selben Tisch. Das Lokal ist schlicht eingerichtet und der gute Josip Broz Tito hat noch immer seien Platz in einem Rahmen hinter der Theke. Es wurde angeregt geplaudert, doch diesmal verabschiedete ich mich zur rechten Zeit!
Die ersten Kilometer durch die weißgraue Nebel-Suppe sind jeden Tag aufs Neue eine Überwindung. Eine anfangs noch zweispurige Straße verengt sich zu einer einspurigen Piste, die Abzweigung Richtung Kikinda ist nicht geräumt, ein befahren ist unmöglich und in Hetin ist Serbien am Ende. Sackgasse! Glück im Unglück, das einzige entgegenkommende Auto bringt mich zurück zum Start. Neue Route. Auf schlechten Straßenbelegen kämpfe ich mich Richtung Kikinda, die Grundfarbe ist Weiß, die Stimmung ist vernebelt. Zur Ablenkung mach ich auf Franz von Assisi und unterhalte mich mit den mich umgebenden «Viechern», den lebendigen (Fasane und sonstiges Geflügel) und den toten am Straßenrand (Hasen, Hunde, …). Irgendwann taucht aus dem Nebel die Ortstafel von Kikinda auf. Herausfordernder als das Rollen auf zwei Rädern, ist das Gehen auf zwei Füßen in der Kleinstadt. Spiegelglatte Eisplatten machen die Fortbewegung zur Balanceakt. Noch einmal «Pljeskavica» mit viel Zwiebel und «Laku noć»!

Noch einen «Loza», Eiszapfen im Bart und ein Bett im «Garnichts»


6. Tag: Dienstag, 18. Dezember

Strecke: Vršac – Sutjeska – Krajišnik – Torak – Srpski Itebej

Streckenlänge: 98 Kilometer

Ich wurde eingeladen, ich habe zurück eingeladen, …, einen nehmen wir noch, noch einen «Loza» (Traubenschnaps)! Es wurden Freundschaften geschlossen, es wurde die Geschichte bearbeitet, es wurden Grenzen niedergerissen, es wurden Welten gerettet, …, glaub ich halt?!
Für die ersten Kilometer des heutigen Tages nehme ich den Bus, ab Sutjeska wird wieder bromptonisiert. Das Thermometer zeigt «Minus 7 Grad». Im Bart gefrieren die Tröpfchen und Eiszapfen wachsen am unteren Ende. Die umgebende Landschaft ist hochgradig unspannend, die Schneedecke macht alles gleich! In jedem Dorf wird eine Pause eingelegt um Wärmeeinheiten aufzuladen. In Krajišnik geht der Kaffee kopfschüttelnd auf’s Haus! Holprige, dafür trockene Straßenbeläge führen durch die «Weiße Wüste». Ich denke, beneide gerade meinen «Buam» den «Konsti-Monsti», der tourt gerade, schlau wie er ist, nicht durch Serbien, sondern in Kolumbien (Blog unter: https://konstisadventures.business.blog). Gute Wahl!
Endlich  dort angekommen, dort wo sicherlich niemand hin will, inmitten im Garnichts, aber der «Iron-Curtain-Trail» (Eiserner-Vorhang-Radweg/Eurovelo 13) will es so. Beim letzten Tageslicht will noch schnell das Rad gepflegt werden und ansonsten mach ich heute einen großräumigen Bogen um die «erdigen» Gaststätten!

Eine Kurzstrecke, ein weißes Meer und zwei Welten


5. Tag: Montag, 17. Dezember

Strecke: Bela Crkva – Vršac

Streckenlänge: 45 Kilometer

Heute ist eine Kurzstrecke vorgesehen. Die Problemstellung im Vergleich zu den letzten Tagen ist eine andere. Kein Neuschnee in Sicht, dafür ist es rutschig wie nur und nebenbei eisig kalt. Die Nebenstraßen verkommen zur Rutschpartie, einzig die gut aufgeräumte Hauptstraße Richtung Vršac ist befahrbar. Ein grauer Beistrich mitten in einem Meer aus Weiß. Gefühlt immer gerade aus, die einzige Ablenkung ein paar mickrige Dörfer. Die Häuser-Ansammlungen wirken bei dieser Wetterlage noch trostloser als zu gemäßigteren Jahreszeiten. Die Aussicht ist gleich Null, Nebel verdeckt die umliegende Weite. Heute helfen auch die Plastik-Sackerl in den Schuhen nix, die trockene Kälte kriecht bis unter die Haut. Die Weinstadt Vršac wird zur Tagesmitte erreicht. Erster Lichtblick der Mittagstisch im erdigen «Restoran FK». Sarma (Kohlrouladen) vom Feinsten. «Reine Männersache», im spärlich beleuchteten Inneren spielen Männer-Runden Karten und erfrischen sich an hochprozentigen Erfrischungsgetränken. Einzig die Bedienung ist weiblich.
Die Schneeräumung in der Stadt ist mehr als dürftig ausgefallen, der Weg zum Busbahnhof morgen wird aufgrund der zu erwartenden Minusgrade zum Hürdenlauf, die Strecke wird gesplittet. Der Blog entsteht heute in der rauen Männerwelt des Wirtshaus FK.
Und zur Krönung des heutigen Abends mach ich einen auf «Feinspitz», das Dinner nehme ich im «Ethno Restaurant Dinar». Sehr rustikal, Holzverstrebungen, orthodoxe Gesichter blicken von den Wänden, Holzfässer und Weinkultur rundherum, passendes Tisch-Gedeck, schwarze Hosen, weiße Hemden, … Es wird ein geiles Tröpferl serviert, «Beli Burgundac», ein wunderbares Schweinderl vom Grill und ein wunderbarer Schopska Salat, alles traumhaft! ABER, den Absacker nehm ich doch lieber in der «Männerwirtschaft FK», wo der Bodensatz zu Hause ist – jede/r dort wo er/sie hingehört – ich hab mich entschieden! Zum Schluss, ein Detail am Rande: Die Karten-Runde ist immer noch vor Ort …

Ein Hoch auf das Plastiksackerl, fahren wie der Hirscher und ein Wintermärchen


4. Tag: Sonntag, 16. Dezember

Strecke: Liubcova – Moldova Veche – Măcești (RU) – Bela Crkva (SRB)

Streckenlänge: 67 Kilometer

Der Schneefall macht keine Pause, alles rundherum ist weiß! Mit dem Rad wird die heutige Etappe zur Gänze nicht zu bewältigen sein, aber Tritt für Tritt und situationsbedingt entscheiden. Es kommt anders, nach der gestrigen «Winter-Tragödie» läuft heute alles wie am Schnürchen! Zur Vorbereitung: obwohl es gerade nicht en vogue ist, weil sehr böse, trotzdem: «ein Hoch auf das Plastiksackerl»! Sind mir gestern noch die Füße vor Nässe und Kälte fast abgefroren, kommt heute ein «Sackerl» über die Socken und siehe da – perfekt! Die Ausfahrt beginnt auf einer reinen Schneefahrbahn, weshalb gilt: «Carven wie der Hirscher», immer in der Spur bleiben, weil sonst ist man schnell im Out! Schneepflüge bringen Ordnung in das Chaos. Schnurgerade geht es, durch verschneite Landschaften, herzseitig immer den «Schdrom» entlang. Keine Menschen, kein Trubel, kein Verkehr, nur der «Schdrom» und Landschaft. Am anderen Ufer versinkt Serbien im Schnee, einzig die Festung Golubac erhebt sich über die weißen Massen. Etwas später meldet sich eine Grenz-Polizei-Streife. In Rumänien sind auch die «Kibera» außergewöhnlich freundlich, auf eine Pass-Kontrolle wird verzichtet, stattdessen werden Freundlichkeiten ausgetauscht – «Drum Bun», gute Reise! Auf die einzige Hunde-Attacke des Tages wird mit Gelassenheit reagiert und in Măcești verführt eine erdige Kneipe auf ein hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk. Das gekennzeichnete Rauchverbot wird allseits leidenschaftlich ignoriert. Bei Pojejena zweigt die Straße ab vom «Schdrom», es geht durch die Berge. Zeit sich um eine Mitfahrgelegenheit zu kümmern. Das erste vorbeikommende Vierrad bringt mich und mein Zweirad über die Höhenmeter bis zur rumänisch-serbischen Grenze. Die letzten 13 Kilometer bis nach Bela Crkva rollen sich wie von alleine. Die Kleinstadt ist bereits eine alte, liebgewonnene Bekannte, nur diesmal wird es nicht der Campingplatz, diesmal gibt es ein gemachtes Bett. Einziger Wermutstropfen, in der Stadt gibt es ein Wasserproblem, die warme Dusche ist somit vertagt. Trotzdem, der Tag zusammengefasst: ein «Wintermärchen»!