Die alte Hauptstadt, Legoland und eine Winterreise mit der Tram


3. Tag: Freitag, 23. Februar

Strecke: Trondheim – Rørvik

Die Nordlichter halten sich noch schüchtern zurück, morgen überqueren wir den nördlichen Polarkreis ab dann sollten sie uns leuchten.
Bereits um 6 Uhr morgens geht die Polarlys im Hafen von Trondheim vor Anker, die Sonne schläft noch. Trondheim liegt an der Mündung des Flusses Nidelva, ist von mehreren Kanälen durchzogen und war im Mittelalter norwegische Hauptstadt. Bei Verlassen des Schiffes wartet heute zum ersten Mal ein weißer Untergrund unter den Schuhen. Die norwegischen Städte haben etwas von „Legoland“, auch wenn die originale Spielzeugstadt in Dänemark beheimatet ist. Ansonsten sehr viel Holzbauweise und wenn weder Lego noch Holz, dann kommt ein realsozialistischer Charme zum Vorschein. Hoch oben über dem Hauptplatz thront der Wikingerkönig Olav, daneben ein rundliches Monument ähnlich der Weltzeituhr in Ost-Berlin, dahinter Plattenbauweise – ein Alexanderplatz im Taschenformat.
Die heimliche Attraktion von Trondheim ist die Linie 1, die nördlichste Straßenbahn der Welt. Ihre Gleise führen vom Stadtzentrum (St. Olavs Gate) bis an den Stadtrand (Lian). Mehrere Fahrgäste fahren in Begleitung ihrer Langlauf-Ski. Die Strecke führt über 9 Kilometer immer bergauf bis zur winterlichen Endstation (Lian) 250 Meter über dem Meer, mitten im Wald. Auch der freundliche Fahrer ist ein Hit, hört Sportübertragungen aus dem Radio, winkt gerne und wenn leere Bierdosen oder sonstiger Unrat die Stationen verschmutzen wird er vom Fahrer zum Saubermacher – ein wahrer Held der Arbeit. Auf einer „etwas“ steileren Innenstadtstraße ein weiteres Kuriosum, der weltweit erste Fahrradlift für trittmüde Pedalwikinger. Nur für das „Rockheim“, das nationale Museum für Populärmusik fehlt die Zeit.
Die Reise geht weiter mit dem üblichen Bording-Ritual: Bordkarte einscannen, Hygienevorschriften einhalten – Hände desinfizieren! Es lockt die Möglichkeit auf einen ruhigen Nachmittag, ohne Aufenthalte, ohne Pflichtprogramm. Nur die Deck-5-Ründgänge zwecks Landschaftsbeobachtug stehen noch auf der To-Do-Liste, aber auch die reizvollste Küstenlandschaft nützt sich ab und so bleibt endlich Zeit die Füße hoch zu lagern.