Ein verwundeter Turm, ein schwimmendes Reh und ein neuer Fluss


  1. Tag: Montag, 20. September

Strecke: Bezdan (SRB) – Apatin – Vukovar (CRO) – Ilok – Sremska Mitrovica (SRB) – Šabac – Orašac

Streckenlänge: 235 km

Gestern war alles noch sehr weitläufig, heute präsentiert sich ein enges Blickfeld. Über der Donau liegt eine dichte Wolkendecke, das gegenüberliegende kroatische Ufer ist unsichtbar. Dicke Regentropfen klopfen einen gleichmäßigen Rhythmus. Einen Grenzübergang weiter auf kroatischer Seite lassen die Schauer nach, der bedeckte Himmel bleibt. In Vukovar werden die offensichtlichen Wunden des Kroatienkrieges (1991-1995) von Jahr zu Jahr weniger, gänzlich verschwinden werden sie noch lange nicht. Auf den Wasserturm von Vukovar, dem Wahrzeichen der Stadt, fährt ein Lift bis zu einer Aussichtsplattform. Die Außenwände sind noch immer zerschossen, im Inneren führen Metallstege durch den hohlen Raum. Monitore mit bewegten Bildern holen den Wahnsinn des Krieges noch einmal in die Gegenwart. Oben auf weht eine überdimensionale Kroatien-Flagge. Mobiltelefone klicken, halten die Erinnerung fest. Sich umarmende Paare wischen sich Tränen aus den Augenwinkeln. Gänsehaut breitet sich aus.
Weiter die Donau entlang in Ilok flüchtet ein aufgeschrecktes Reh über den breiten Fluss an das serbische Ufer. Noch einmal wird die Grenze überschritten. Zurück in Serbien werden die Flüsse getauscht, auf die Donau folgt die Save. Nahe Šabac findet sich ein verwunschener Campingplatz und das Mobilheim versteckt sich zwischen Wal- und Haselnussbäumen.