Irgendwie Minimundus, mit dem Strom und Polychrome


  1. Tag: Donnerstag, 15. Juli

Strecke: Lienz – Oberdrauburg – Dellach – Lind – Seeboden am Millstättersee

Streckenlänge: 77 km

Ein Satz von Iulia klingt noch immer nach: «Hier in Österreich wirkt alles so sauber aufgeräumt.» Toni Polster würde sagen, «Ja, das stimmt!», mit Betonung auf dem «i». Rausgeputzt wie für eine Fotosession für eine Hochglanz-Freizeit-Revue. Wie ein Minimundus in voller Größe. Und wie in einem Vergnügungspark wird immer nur die Hand aufgehalten. Am geistigen Plattenspieler dreht sich Wolfgang Ambros: «Ned ollas wos an Wert hod, muass a an Preis haum» (A Mensch möcht i bleibn).
Die Schuhe dürfen heute wieder am Rücksitz mitfahren, ausgestopft mit Zeitungspapier. Das Wetter kann sich nicht einkriegen, nach ein paar dürftigen Sonnenstrahlen wird das Wasser wieder aufgedreht, bis sich wiederum später die Sonne zurückdrängt.
In Lienz wird auf den Drauradweg eingelenkt, diesmal wird mit dem Strom getreten. Die Drau landet viele Kilometer und einige Länder später in der Donau und mit ihr dann gemeinsam irgendwann im Schwarzen Meer. In Ost-Tirol gestartet grüßt bald nach einem Seitenwechsel die Tafel «Willkommen in Kärnten»! Eine unspektakuläre, dafür entspannende Strecke: Waldpassagen, Maisfelder, verschlafene Ortschaften und manchmal der Fluss an der Seite. Einen Zacken weiter südlich wohnen die frischgebackenen Europameister_innen.
Kurz vor Spittal an der Drau wird die Route verlassen und der Millstättersee angesteuert. Oben am Berg wohnt einer der außergewöhnlichsten Gitarristen und Songwriter des Landes, Gottfried Gfrerer. Seine letzter Streich rotiert auf 33 Umdrehungen und hört auf den Titel «Polychrome». Eine Empfehlung! Von der Terrasse aus mischt sich ein Bild aus See und Bergketten dazu serviert Mama Gfrerer eine ausgezeichnete Kärntner-Jause. Endlich ein kulinarischer Höhepunkt!