Unachtsamkeiten, Bergwelten und ein Mobilhaus am Schloss


  1. Tag: Donnerstag, 21. September 2023

Strecke: Brünn – Bílovice nad Svitavou – Křtiny – Jedovnice – Repechy – Hamry – Plumlov

Streckenlänge: 62 km (241 km)

Luft, Luft! Eine Nacht im Bunker reicht für’s ganze Leben. Nach einem Bunker-Frühstück (Aufstriche, Brot, Löskaffee) gibt es zum Abschied noch eine tschechische Jause (Pivo). Die Liebste steigt in den Zug nach Wien und die Spur wird wieder aufgenommen. Runter zum Fluss. Die Svitava fließt von Nord nach Süd durch Brünn, abseits vom Zentrum, still und heimlich. Eine wunderbare Orientierung zum Wiedereinstieg in den Radwegirrgarten. Einmal falsch abgebogen und weg ist die nummerierte Radroute. Umkehren? Niemals! Immer vorwärts. Zur Strafe für die Unaufmerksamkeit geht es durch das Drahaner Bergland, schweißtreibend führt die Straße nach Jedovnice. Eine Polizeistraßensperre verkompliziert die Situation. Die Umfahrung führt über einen steinigen Feldweg. Glück im Unglück, das Ende der Rumpelpiste mündet in der ausgeschilderten Radroute. Der Rest des Wegs gleitet einsam durch ein ausgedehntes Waldstück der Bünner Bergwelten, immer zart bergab, bis zur heutigen Bettenstation in Plumlov. Direkt an einem Stausee, das Schloss Plumlov in Greifweite.

Erstes Etappenziel, die Liebste zu Besuch und eine Nacht im Bunker


  1. Tag: Mittwoch, 20. September 2023

Strecke: Brod nad Dyje – Drnholec – Pasohlávky – Ivaň – Židlochovice – Brünn

Streckenlänge: 52 km

Kurz hinter Brod nad Dyje verbreitert sich die Thaya zu einem See und eine Brücke führt ans andere Ufer. Nur wird die Brücke gerade neu aufgesetzt und das ergibt eine Fleißaufgabe von rund 10 Kilometern zusätzlich.
Auf der Strandpromenade von Pasohlávky bewachen unzählige Fischer ihre Schnüre im Wasser und hoffen auf den fetten Fang. Auch in Südmähren beherrscht die Weinrebe das Landschaftsbild in der Bier-Nation Tschechien.
Der „EuroVelo 9“ begleitet den gesamten Streckenverlauf und bereits um die Mittagszeit beginnt der Zieleinlauf nach Brünn. Heute kommt die Liebste zu Besuch, was auf dem Rad, mit Muskelkraft, knappe drei Tage dauert, schafft die ÖBB schweißfrei in eineinhalb Stunden.
Der erste Etappenendpunkt (Brünner Straße – Brünn) ist erreicht. Das Zentrum der zweitgrößten tschechischen Stadt gleicht einem Rummelplatz. Am Marktplatz wird ein Oktoberfest gefeiert, der Freiheitsplatz gleicht einer Genussmeile und am Mährischen Platz faulenzen Einwohner_innen neben Tourist_innen in Liegestühlen. Einen wunderbaren Ausblick über die Stadt bietet die Špilberk-Festung. Direkt unter dem Špilberk-Park, gräbt sich ein Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg unter die Erde, heute ein Museum und gleichzeitig ein erschwingliches Hostel. Harte Betten und eine gruselige Stimmung begleiten durch die Nacht!

Von der Krakauer Straße nach Krakau


  1. Tag: Montag, 18. September 2023

Strecke: 1020 Wien, Krakauer Straße – 1210, Wien Brünner Straße – Wolkersdorf – Mistelbach – Poysdorf

Streckenlänge: 82 km

Die Auftakttour zu einer neuen Serie. Straßen und Plätze der Wiener-Stadt schmücken sich mit Namen von mehr oder weniger entfernten Sehnsuchtsorten. Der 10. Bezirk beherbergt beispielsweise einen Belgradplatz, im 2. Bezirk, im Nordbahnviertel, gibt es eine Krakauer Straße und in Floridsdorf führt die Brünner Straße raus aus der Stadt in Richtung Weinviertel.
Als Schuhlöffel ins neue Projekt empfiehlt sich das polnische Krakau, auf größtenteils Radwegen rund 700 Kilometer weit entfernt. Die Etappe „Brünner Straße – Brünn“ liegt praktisch am Weg und wird freudig mit eingepackt.
Vom Nordbahnviertel über den Schdrom und rauf auf die elendslange „Brünner“. Mit der Ortsende-Wien-Tafel entspannt sich das bis dahin geballte Verkehrsaufkommen und ein Radweg abseits vom Blech führt entspannt nach Wolkersdorf, dem selbsternannten „Tor zum Weinviertel“.
Das Bild am Weg wird von Feldern dominiert. Anders als es die Region im Namen verspricht, sind es nicht die Weinreben die ins Auge stechen und den Durst anstacheln. Es ist der Kukuruz der im Wind raschelt und die Sonnenblumen, die ihre Strahlkraft inzwischen eingebüßt haben und mit hängenden Köpfen Trübsal blasen. Die höchsten Erhebungen der Gegend sind die zahlreich verstreuten Windräder die den aufkommenden Wind begrüßen.
Die in Corona-Zeiten eingebüßte Muskelmasse macht die vermeintliche Aufwärmrunde zur Strapaze. Nach einigen Einkehrschwüngen haben die Mühen in Poysdorf ihr Ende. Das Mobilhaus steht an einem Badeteich und die nah gelegene Kellergasse sorgt mit einer deftigen Hauerplatte und den dazugehörigen Erfrischungsgetränken für ausreichend Erleichterung!