Tschüss Seebäder, Tschüss Hanse, Tschüss Ostsee


17. Tag: Sonntag, 29. Juni 2025

Strecke: Rostock – Warnemünde – Kühlungsborn – Wismar –Seehof

Streckenlänge: 112  km

Zeitig morgens wird der „Anker“ der Ostsee angesteuert. „Junge“ die Bäckerei, ist auch in Warnemünde vertreten, gleich neben dem hoch in die Lüfte strebenden Leuchtturm. Nicht der frischen Brötchen wegen, der eigentliche Grund des Besuchs sind die Sanitäranlagen …

Heute heißt es Abschied nehmen, der Bedarf an Salzwasser, Sand, Seebrücken, Strandkörbe, Backsteingotik, Hansestädten, Wind, … ist ausreichend gedeckt.

In Kühlungsborn noch einmal ein Stück der Promenade entlang. Zum Unterschied zu den anderen ungezählten Erholungsorten, fährt hier Molli, die Bäderbahn, die älteste Schmalspurbahn der Ostsee. Dampfbetrieben verbindet sie drei Badeanstalten miteinander. Ein weiterer Kontrast, gleich neben der Flaniermeile steht noch ein ehemaliger Grenzwachturm der DDR. Ein Freilichtmuseum erzählt die dazugehörenden, meist tragisch endenden Geschichten. Eigentlich sollte der Beobachtungsposten abgerissen werden, nicht so in den Augen eines ehemaligen Bürgermeisters. Der legte sich mit dem seinerzeitigen Verteidigungsminister an und setzte sich durch. Seither floriert die Geschichtsaufarbeitung neben dem Badespaß.

In Wismar wartet noch einmal die Hanse, ein schmuckes Zentrum, viel Backstein, ein Alter Hafen und ein letzter panierter Fisch im Brötchen.

Baba Küste, einmal scharf links abgebogen, rein ins Landesinnere von Mecklenburg. Am ungesalzenen Schweriner See dürfen alle Ostsee-Abenteuer noch einmal Revue passieren …

Fischland, die nächste Hanse und ein Fest für Friedrich Ebert


16. Tag: Samstag, 28. Juni 2025

Strecke: Bodstedt – Zingst – Prerow – Graal-Müritz – Rostock

Streckenlänge: 99 km

Auf Kurzstrecken über die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Dünen, Wälder, Strände, Seebäder samt den dazugehörigen Brücken. Nach der xx-ten Seebrücke beruhigt sich ihre Anziehungskraft und wird nur noch zur Kenntnis genommen. Ein Abstecher in den Nationalpark, ein weitere Sandstrandwanderung ohne Ostseeerfrischunga, die Aussichten wiederholen sich …

In Rostock lässt sich kein geeigneter Campingplatz auftreiben, alles nur seelenlose Stellplätze für die großen Tiere. Ein Parkplatz am Stadtrand mit Schnellbahnanbindung bleibt als letzte Alternative. Die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns wirkt ausgestorben, erst im unumgänglichen Altstadtzentrum zeigt sich ein Anflug von Lebendigkeit. Am Neuen Markt vor dem Rathaus feiert die Friedrich-Ebert-Stiftung (Sozialdemokrat und erster Reichspräsident der Weimarer Republik) ihre ersten hundert Jahre.  Das Schweriner Duo „Kutterscholle mit Speckstippe“ bemüht sich redlich um Aufmerksamkeit. Vergebens, nur eine handvoll Zuhörer_innen lauscht ihrem linksdrehenden „Neo-Folk für Rentner und Raver“, so ihre Eigendefinition.

Die Hansestadt ist stolz auf ihre Backsteingotik, stadtmittig mit deutscher Gründlichkeit saniert, außerhalb klaffen die Baulücken. In einer dieser leerstehenden Brachflächen hat sich die angesagte Stadtoase „Urban Garden Rostock“ eingenistet. Eine alternative Ecke der Stadt besänftigt die enttäuschten, hochgesteckten Erwartungen. Bei Weißwein-Schorle und Rostocker-Pils klingt der Abend aus … Mit der Tramway geht es zurück in die Einsamkeit des Schlafplatzes.

Vom Wind verblasen, eine Exkursion und ein Hoch auf den Osten


15. Tag: Freitag, 27. Juni 2025

Strecke: Kreptitz – Kap Arkona – Stralsund – Barth – Bodstedt

Streckenlänge: 125 km

Die Wetterlage bleibt unfreundlich, dunkle Wolken samt starker Windböen verblasen den geplanten Inseltrip. Weiter geht es über Stralsund nach Barth bis ins Dorf Bodstedt.

Aus Ermangelung frischer Abenteuer eine Exkursion über Gepflogenheiten, Land, Leben und Leute: Das Erfrischungsgetränk der Region ist die Störtebeker (Klaus, der Robin Hood der Meere, Pirat mit sozialem Gewissen) Hopfenperle, „das Bier der Gerechten“. Musikalische Anspielempfehlungen, Störtebeker/Slime, alternativ dazu die Version des Stimmgewitter Augustin gemeinsam mit Seven Sioux. Ob Stadt, ob Dorf, eine Fischbrötchen-Station gibt es überall. In Bodstedt gibt es keinen REWE, dafür einen sehr sympathischen Dorfladen. Zusätzlich einen charmanten Campingplatz mit Ossi-Flair, samt freier Platzwahl und Duschen ohne Münzeinwurf. Zusätzlich eine wunderbare Kneipe am alten Hafen, mit selbigem Namen. Auf dem Speiseplan stehen Gerichte aus der „Alten Heimat“: Soljanka, Würzfleisch, Eisbeinsülze, Bauernfrühstück (auch am Abend) und die allgegenwärtigen F-Brötchen! 

Mit freundlichen Grüßen aus dem Osten!

Ein Reisetag, Klippen im Regen und immer Kirtag


12. Tag: Dienstag, 24. Juni 2025

Strecke: Łeba – Orzechowo – Kołobrzeg – Dziwnów

Streckenlänge: 274 km

„Regen, Regen auf allen Wegen …“, die Lassie Singers haben das passende Lied zur aktuellen Lage. Der heutige Tag ist schnell erzählt: Ein Abstecher zu einer an sich wunderbaren Steilküste fällt sprichwörtlich ins Wasser. Viele Kilometer auf Landstraßen im Rosti-Mobil. Und der immerwährende Kirtag in den Küstenorten. In Kołobrzeg liegt eine „Santa Maria“ am Hafen, es dreht sich ein Riesenrad, es wirbelt ein Luna-Park, eine Seebrücke, ein Leuchtturm und hunderte Stände mit unbrauchbarem Angebot.

An den Küstenstreifen wird gebaut was die Hände der Werktätigen hergeben: In Anbetracht der wunderbaren Landschaft unpassende Bettenburgen und die hierfür benötigten, breiten Zubringerstraßen.

In Dziwnów findet sich ein Übernachtungsparkplatz, die Kleinstadt verteilt sich über polnisches Festland und die Insel Wolin. Hier mündet die Dziwna in die Ostsee und die Vergnügungsstände haben die Rollläden bereits heruntergelassen …

Ein Denkmal des Grauens, Jesolo-Flair und eine unstimmige Wetterlage


11. Tag: Montag, 23. Juni 2025

Strecke: Gdańsk – Sopot – Gdynia – Łeba

Streckenlänge: 150 km

Kein Gaskocher-Kaffe, kein Frühstück am Opern-Parkplatz, rundherum herrscht schon zu unchristlichen Zeiten reger Betrieb. Die Maschine wird angeworfen und Richtung Westerplatte gesteuert. Auf der Danziger Halbinsel startete am 1. September der Überfall auf Polen und in Folge der 2. Weltkrieg. Ein weltweites Trauma. An die polnischen Verteidiger erinnert ein Denkmal.

Der nächste Stopp ist erfreulicher. Sobot ist eine Kurstadt zwischen den beiden Industrie- und Hafenstädten Gdańsk und Gdynia. Zusammen bilden die drei Städte den Ballungsraum „Dreistadt“ in der Woiwodschaft Pommern. Sobot kann mit einer Seebrücke (Betreten nur gegen Bezahlung), einer Promenade und einem elendslangen Sandstrand aufwarten. Apropos Sand, Strand, Meer, um dorthin zu gelangen ist fast die gesamte Küste entlang zuerst ein kurzer Waldspaziergang zu absolvieren, erst dann breitet sich das viele Wasser aus.

Die Ortschaften an den Badestränden haben alle einen gewissen Jahrmarkt-Charakter, Kitschbuden, Trinkstationen und Ringelspiele. Ein Hauch von Jesolo-Flair an der Ostsee. Eine Auffälligkeit am Rande: Neben beten und Eis schlecken ist die Lieblingsbeschäftigung der Polen das Rasen mähen.

Ansonsten steigt die Campingplatz-Dichte, die Wolken ballen sich, die Bäume wiegen sich in den Windböen, in unregelmäßigen Abständen fallen Regentropfen …

Eine revolutionäre Werft, eine Wunderwelt und Parkplatz-Camping


10. Tag: Sonntag, 22. Juni 2025

Strecke: Nowa Karczma – Krynica Morska – Gdańsk (Danzig)

Streckenlänge: 85 km

Immer der Ostsee entlang … Am Weg vor der ersten Station gibt es ein freudiges Wiedersehen mit der Weichsel (Wisła). Einmal den Fluss überquert und schon bald rücken die Vororte von Gdańsk ins Blickfeld. Der angesteuerte Camping-Park am Stadtrand ist maßlos überteuert und auch sonst eine Katastrophe. Ein Parkplatz nahe der baltischen Oper sorgt für Abhilfe.

Erste Station der Stadterkundung ist die Stocznia Gdańsk, die Danziger Werft. In der ehemaligen Lenin Werft formierte sich die Bewegung Solidarność, die erste freie Gewerkschaft des ehemaligen Ostblocks. Ihr Vorsitzender war der spätere Friedensnobelpreisträger und späterer polnischer Präsident Lech Wałęsa. Solidarność brachte den „Wind Of Change“ hinter den Eisernen Vorhang, der den Zerfall des ehemaligen Ostblocks einläutete. Am Rande des ehemaligen Gelände hat sich das Bobo-Alternativ-Zentrum „100CZNIA“ breit gemacht. Eine Container-Siedlung mit Food Trucks, aufgeschüttetem Sand, Liegestühlen, Clubs und einer Konzerthalle.

Nach einem Erfrischungsgetränk folgt der klassische Stadtrundgang: Das historisch Werkstor zur Lenin-Werft, das monumentale Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter, Altstadt, Neptunbrunnen, die Promenaden entlang der Motława, dem Krantor, … Außerhalb der Wunderwelt verschwinden die schicken Lokale und der Glamour. 

Nahe des Trubels hat sich Jakub den Traum vom eigenen Lokal erfüllt. „Open Doors“ ist als Wohnzimmer für jene Danziger gedacht,  die sich die Innenstadt nicht mehr leisten können. Normale Preise in entspannter Atmosphäre. „Die Innenstadt ist für die Menschen unleistbar geworden, die Touristen haben das Zentrum erobert und nicht mehr zurückgegeben.“ Finanziert hat sich Jakub seinen Traum auf norwegischen Ölplattformen.

Außerhalb der Vergnügungsmeile sind die Wirtshäuser rar, das einzige das sich aufzutreiben lässt ist, trotz hervorragender Küche, leer. Eine Straßenbahn führt zurück zur Opern-Parkplatz und zum mobilen Wohnheim.

Viel Umgebung, eine Sackgasse und das Baltische Meer


9. Tag: Samstag, 21. Juni 2025

Strecke: Rydzewo – Kętrzyn – Górowo Iławeckie – Elbląg – Krynica Morska – Piaski

Streckenlänge: 276 km

Baumalleen führen durch weitgehend unbewohnte Hügelwelten, ab  und zu Rindviecher am Straßenrand, einsame Traktoren ziehen ihre Runden, Strohballen liegen wie helle Tupfen in der grün dominierten Landschaft. Unendliche Weiten … Endlose Landstraßen ohne Unterbrechungen, keine Parkmöglichkeiten, keine Raststationen, kein gar nichts, nur viel Umgebung. Die Jausenbrote müssen in einer der spärlich verstreuten Ortschaften eingenommen werden. Wenige Kilometer nördlich verläuft die Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad.

Ab Elbląg kommt wieder Bewegung auf. Autoschlangen drängen Richtung Krynica Morska. Das Seebad liegt auf der Frischen Nehrung, einer schmalen Landzunge, eingezwickt zwischen Ostsee und Haff (Lagune). Die einzige hinführende Straße ist eine Sackgasse die nördlich, kurz vor der Grenze zum russischen Oblast Kaliningrad endet.

Krynica Morska ist ein großer Rummelplatz mit Vergnügungen aller Art. Eine Ortschaft weiter, in Nowa Karczma, der letzten Ansiedlung am „Ende der Welt“ geht es gelassener zu. Der Campingplatz liegt direkt am Haff, auf der anderen Seite der Straße führt ein sandiger Waldweg zum erklärten Reiseziel. Hinter bewachsenen Dünen breitet sie sich aus – die Ostsee. Am endlosen Sandstrand versuchen Bernstein-Fischer ihr Glück. Mit Netzen stochern sie im Wasser nach dem gelblichen fossilen Harz. Der nördlichste Punkt der Ausfahrt ist erreicht, ab jetzt beginnt die Rückreise, immer dem Baltischen Meer entlang …

Lebensbeichte, Unwetter und kein Fischbrötchen mehr


17. Tag: Donnerstag, 29. Juni

Karte

Strecke: Dierhagen – Ostseebad Warnemünde – Ostseebad Kühlungsborn – Wismar

Streckenlänge: 91 km

Über die Nacht kam der Regen, früh morgens hängt noch eine dicke Wolkenschicht über dem Dünencamp. Camper sind eine eigene Spezies, manche bringen sogar ihre eigenen Blumenvorgärten mit, gießen müssen sie heute nicht.
Um es gleich vorwegzunehmen, das heutige Tagesziel wird trotz widriger Umstände erreicht. Unter einem Himmel voller Wolken geht es immer dicht am Wasser entlang. Unterwegs reiße ich einen neuen Begleiter auf, Frank aus Hessen. Frank ist seit sieben Jahren trocken, das Radfahren hat ihm geholfen von der Droge Alkohol wegzukommen. Seit drei Wochen ist er bereits unterwegs, mit offenem Zeitbudget. Eineinhalb Stunden treten wir gemeinsam durch den Wald, in Warnemünde, eine Lebensgeschichte weiter, trennen sich unsere Wege. Der Himmel grollt bedrohlich. Zwischen Warmemünde und dem Ostseebad Kühlungsborn stehen die letzten zwei noch erhalten gebliebenen DDR-Grenzwachtürme. Dann platzt der Himmel, es schüttet wie aus Kübeln. „Molli“ die Bäderbahn bringt mich nicht ins Trockene, aber Richtung Etappenziel. Einmal umsteigen und Wismar heißt der heutige Hafen. Ein paar Knöpfe gedrückt und ein Zimmer ist gebucht, wie war das früher? Nur gegen das viele Wasser von oben, da geht auch die neue Technologie baden. Es schüttet noch immer, das Fischerboot „Emma“ schaukelt aufgeregt im Hafenbecken. Ein Fischbrötchen wäre jetzt noch ein Hit, aber alle Rollbalken sind schon gefallen. Wismar schläft bereits und das kurz nach acht.

Zug statt Kopfsteinpflaster, Freund Ernst und die schönste Form von deutsch-deutscher Wiedervereinigung


16. Tag: Mittwoch, 28. Juni

Karte

Strecke: Greifswald – Stralsund – Barth – Ostseeheilbad Zingst – Ostseebad Prerow – Dierhagen

Streckenlänge: 134 km

Das historische Kopfsteinpflaster auf der Strecke Greifswald – Stralsund spar ich mir. Diese Strecke hatte ich schon mal, brauch ich nicht mehr, ich nehme lieber den Zug. In der Hansestadt Strahlsund dominiert der Backstein, am Hafen die Fischbrötchen. Beim Verlassen der Stadt treffe ich meinen Freund Ernst, Ernst Thälmann. Versteinert blickt er von der Strandpromenade aus Richtung Meer. Auch heute wieder eine ruhige Strecke, kleine Dörfer, Bungalows mit perfekt gestutztem Rasen, Koppeln mit Pferden, Rindviecher grasen und alles mögliche Geflügel. Unterwegs zähle ich zum Zeitvertreib die Radler_innen „mit“ und „ohne“. Meine nicht repräsentative Statistik geht mit 41:40 an die „Eierschädl“ (liebevoll für Helmträger_innen). In Barth treffe ich auf Jutta und Harald, unsere Blicke haben sich schon am Bahnhof von Greifswald gestreift. Beide ohne Eierschädl dafür mit Cowboyhut. Jutta aus Göttingen, Harald aus Dresden, jahrelang getrennt durch den Eisernen Vorhang. Nach der Öffnung haben sie sich kennengelernt, heute sind sie seit sieben Jahren ein Paar. Die schönste Form von deutsch-deutscher Wiedervereinigung! Geschichten werden ausgetauscht, Erfrischungsgetränke getrunken, die Zeit übersehen. Schön war’s, aber jetzt kommt mein Zeitplan doch noch ins Wanken. Die Halbinsel Darß wartet noch, Seebäder, Moorwälder, Fischland. Mein Zelt steht heute nahe der Dünen in Dierhagen.

Geschundene Waldwege, ein weiterer Länderwechsel und der „Geschmack der Gerechten“


14. Tag: Montag, 26. Juni

Karte

Strecke: Dziwnów – Międzyzdroje – Świnoujście (PL) – Seeheilbad Ahlbeck (D) – Ostseebad Karlshagen

Streckenlänge: 92 km

So richtig warm ist es in den letzten Tagen nur im Schlafsack. Achtzigerjahre-Klänge aus der Disco nebenan dröhnen mich in den Schlaf.
Der Tag beginnt auf Wegen weg vom Wasser durch das Land, durch Kastanienalleen, vorbei an Feldern durch kleine Dörfer. Ein Loblied auf den „Sklep“, jede kleinere Ortschaft hat einen, diese Mini-Märkte bieten alles, vom Klopapier bis zur Wurstsemmel. Die letzten polnischen Kilometer haben noch einige Überraschungen auf Lager, vom Regen geschundene Radwege, sowie nicht ganz eindeutige Angaben in meinem Radbuchbegleiter verleiten mich beinahe zu einer ausufernden Extratour. Das Wetter hat sich positiv eingerenkt und die Grenzstadt Świnoujście ist in Reichweite. Die polnische Etappe hat uns beide, mein Brompton und mich, teilweise an unsere Grenzen gebracht – Wetterverirrungen, Sandpisten, fehlende Zeit – trotzdem will ich keinen Kilometer missen. Seitenwechsel. Über der Grenze dasselbe Bild, auch in den deutschen Seebädern steppt der Bär. Die Hotels und Villen heißen Kaiser Wilhelm oder Germania, davor wird Störtebecker-Bier – „der Geschmack der Gerechten“ – ausgeschenkt. Der Kapitalismus hat keinen Genierer! Nach den ersten drei großen Seebädern führt ein Waldweg hinaus aus dem Wahnsinn, sehr romantisch wenngleich weniger abenteuerlich als auf polnischer Seite, ich weiß es zu genießen. Der heutige Campingplatz ist eine penibel durchorganisierte Kleinstadt deutscher Gründlichkeit – schlafen werd ich trotzdem gut.