Heerstaße, Postkartenmotive und der schönste Zeltplatz der Welt


  1. Tag: Mittwoch, 05. Juli 2023

Strecke: Tbilissi – Mtskheta – Gudauri – Jvari-Pass – Stepantsminda – Gergeti

Streckenlänge: 178 km (gesamt 4852 km)

Zwei Tage Stadt reichen auch schon wieder. Die Heerstraße, über Jahrtausende die einzige Nord-Süd-Verbindung durch den Großen Kaukasus, ist mit den Jahren von einem Gebirgspfad zu einer, nach hiesigen Verhältnissen gerechnet, gut ausgebauten Fernstraße gewachen. Die Heerstraße ist wegen der neuen Grenzen, der von Russland unterstützten Abspaltungen von Abchasien und Südossetien, die einzige Landverbindung zwischen Georgien und Russland. Dementsprechend ist das Verkehrsaufkommen, LKW-Kolonnen reihen sich an kleinere Touristen-Bussen und PKWs, davon auffallend viele russische Kennzeichen. Wie schon zu Sowjetzeiten wollen die Russ_innen anstatt in den Himmel, lieber nach Georgien. Das Panorama, wenn es gelingt den Asphaltstreifen in der Mitte auszublenden, ist atemberaubend. Steile grüne Wiesen, schroffe Täler, teils schneebedeckte Bergspitzen. Kurz vor den Jvari-Pass bietet eine Aussichtplattform beim georgisch-russischen Freundschafts-Denkmal herrliche Aussichten. Eine aus georgischer Sicht nicht ganz ungetrübte „Freundschaft“. Bei Stepantsminda rückt das Postkarten-Nummer-Eins-Motiv ins Bild: die Gergeti-Dreifaltigkeitskirche, im Hintergrund der Kazbek-Gipfel. Das Gotteshaus ist neugierige Blicke gewohnt und gibt sich daher einsichtig. Nur der zweithöchste Berg des Landes, der Kazbek mit seinen 5.047 Metern, ziert sich hinter den Wolken. Ein kurzes Gewitter später verliert er seine Schüchternheit und zeigt sich in voller Pracht!
Endlich wieder eine Zeltnacht, diesmal steht es inmitten der beiden georgischen Zugpferde: zwischen Kirche und Berg.

Bethäuser, Alltagshürden und eine Untergrundbahn


  1. Tag: Dienstag, 04. Juli 2023

Strecke: Tbilissi

In Tbilissi geben sich das Morgen- und das Abendland die Hände. Die Hauptstadt Georgiens ist eine Kirchenstadt, jede Betausrichtung findet hier ihr zugehöriges Haus. Das Alte trifft auf die Moderne, in der Mitte fließt der Fluss Mtkavari und natürlich hat auch Tbilissis Innenstadt seine Seilbahn. Die beiden Stadtteile verbindet im Stadtzentrum die Friedensbrücke, eine moderne Metall-Glaskonstruktion, die im Volksmund formbedingt „Always Ultra“ heißt. Kartlis Deda die „Mutter Georgiens“ wacht vom Berg aus über die Stadt, vor ihren Füßen breitet sich Tbilissi wie ein Teppich aus. Das Altstadtzentrum darunter ist fest in touristischer Hand, die Einheimischen werden zu Dienstleister_innen dekratiert.
Die gefährlichste, alltägliche Hürde ist die Überquerung der Straßen. Fußgängerübergänge sind spärlich vorhanden, die sicherste Variante für eine Kreuzung sind die Unterführungen. Als Alternativen der Fortbewegung, abgesehen vom eigenen Vierrad, Bussen und Marschrutkas (Sammeltaxi) ist die Tbilisser Metro. Es gibt zwei Linien, die rote Line verläuft in der Nord-Süd-Richtung. Ein Ausflug in den Norden endet in einem von Plattenbauten umringten Einkaufs-Tempel für das nichttouristische Volk.
Im Übrigen, die georgische Schlangenschrift ist selbst nach einer Woche im Land noch immer ein unergründliches Mysterium, nicht ein einziges Schlauferl ist hängen geblieben.