Meter machen, Felderwirtschaft und eine Stadt im Wein


37. Tag: Mittwoch, 19. Juli

Strecke: Šatov – Slup – Jaroslavice (CZ) – Laa an der Thaya (A) – Wildendürnbach – Mikulov (CZ) – Úvaly – Valtice

Karte

Streckenlänge: 82 km

Rundherum schläft alles – noch schnell eine Marille genascht –  aufs Rad. Heute wird eine Hitzeschlacht, darum heißt es: „Meter machen!“ Das Dumme an der zeitigen Abreise – kein Kaffee – den gibt es erst in Laa am sehr späten Vormittag. Nichts als Felder, obwohl, so eine auf Kilometer ausgebreitete gemischte Anbauwirtschaft – hat was. Bei der nächsten Pause verplaudere ich mich, ein Radler_innen-Paar auf dem Weg von Prag nach Wien will genauso wenig wie ich den Schattenplatz verlassen. Das tschechische Mikulov kündigt sich schon aus der Ferne an und verschwindet immer wieder hinter dem nächsten Hügel. Die Strecke Mikulov – Sedlec, ein Radweg neben der Bahn, ist zu einem Eisernen-Vorhang-Lehrpfad ausgebaut, viele Infotafeln und ein Mahnmal zur Erinnerung an die Fluchtopfer. Das Grenzmuseum am Übergang zu Schrattenberg unterstreicht das gemeinschaftlich Grenzübergreifende. Kurz darauf, am Weinberg hoch über Valtice, glaubt man sich schon in Wien, eine Kolonnade erinnert täuschend ähnlich an die Schönbrunner Gloriette. Valtice lebt im und vom Wein und heute gibt es wieder einmal ein gemachtes Bett. Meine letzte Nacht in Tschechien, die letzten Kronen gehören unter das Volk, so gibt es heute (hoffentlich) ein kulinarisches Fest samt den ortsüblichen Erfrischungsgetränken – „Na zdraví

Tägliche Rituale, Ausflug in den Märchenwald und zurück in die Realität


Donnerstag 26. Jänner

Die Ereignisse wiederholen sich: Nackte Füße im Schnee, in der Früh. Mikulov-Runde samt Berg, am Vormittag. Rote Rüben/Karotten-Saft, zu Mittag. Anschließend ruhen. Der Nachmittag wird kreativer gestaltet, der Landschaftsgarten Lednice-Valtice drängt sich auf. In diesem „Märchenwald“ hat sich das Haus Lichtenstein mit nicht immer ins Bild passenden Bauten verewigt. Mitten im Wald aus heiterem Himmel macht sich eine Art Triumphbogen groß – der Dianatempel, ebenso unvermittelt erscheint an einer Lichtung die Hubertuskapelle, am Waldrand auf einem Hügel thront eine Reistenkolonnade, nach dem Abbild der Wiener Gloriette. Ein Hauch von Disneyland, nur ohne Rosa und eingebettet in reale Natur. Am Nachhauseweg kreuzt auch noch ein Reh unseren Pfad, nein nicht Bambi, ein echtes. Ein roter Sonnenball zieht sich zurück. Im Licht der untergehenden Sonne wirkt alles noch unwirklicher, fast wie im Kino. Nichts wie zurück in die Fastenrealität, eine leere Suppe wartet.