Wassermusik, dicht an der österreichischen Grenze und ein Country-Wohnzimmer


33. Tag: Samstag, 15. Juli

Karte

Strecke: Kristanovice – Volary – Nova Pec – Lipno nad Vltavu – Janova Ves

Streckenlänge: 115 km

Ein Wiedersehen vier Wochen nach dem Kennenlernen, freue mich sehr wieder vertraute Gesichter zu sehen. Es gibt viel zu erzählen. Währenddessen wird eine kleine überdachte Bühne aufgebaut. Instrumente angeschleppt, der Sound ausprobiert. Ein Trio – Gitarre, Flöte, Kontrabass – spielt tschechische Traditionals. Zwei Hand voll Menschen sitzen auf abgeschnittenen Baumstümpfen und lauschen. Den Platz hier gibt es erst seit zwei Jahren und ist noch ein Geheimtipp. So soll es auch bleiben, „maximal den besten Freunden weitererzählen“, wird mir verordnet. Nach dem offiziellen Teil beginnt unter der Veranda eine Jam-Session, auch Honsa und seine Ukulele sind mit dabei. Auch wenn ich jeden Tag dasselbe erzähle, es kommt schon wieder sehr viel Wasser vom Himmel. Unsere Zelte haben wir rechtzeitig, im letzten Moment noch aufgebaut. Das bunt zusammengewürfelte Orchester spielt bis in die Nacht. Ein magischer Moment in der Mitte vom Nirgendwo.
Zeitig in der Früh, das Wasser dampft, alles ruhig, nur die Fische springen. Den See, den ich namentlich nicht unbedingt verraten soll, ist mit seinen 700 Metern über dem Meer einer der höchstgelegenen Seen in Tschechien.
Eine Radfahrt entlang des über 40 Kilometer langen Lipno-Stausees fällt ins Wasser. Statt zu Rad die südliche ruhigere Seite, wird mit vier Rädern die nördliche, touristische Seite des Sees befahren und bei Vyssi Brod treffen wir wieder auf den „Iron Curtain Trail“. Unser Weg führt uns bis nach Janova Ves, die österreichische Grenze in Sichtweite. Wir sind wieder in der Einsamkeit der Bergwälder, keine fünf Häuser, dafür eine kleine bewirtschaftete Hütte. Nach einer kleinen Radtour – ich betrete zum ersten Mal nach fünf Wochen wieder kurz österreichischen Boden – checken wir im Wirtshaus ein. In einer Mischung aus Wohnzimmer und Gastraum sitzt eine Gruppe aus Brünn. Wieder gibt es Musik, zwei Gitarren, ein Banjo, drei Stimmen unterhalten mit tschechischem Country. Auf einmal ist die Hütte voll, woher all die Menschen kommen erschließt sich mir nicht. Alle singen, das Bier fließt in Strömen. Die Tschech_innen, so sagt es die Statistik, haben den größten Pro-Kopf-Bierverbrauch – weltweit!