Am langen grauen Band, immer den «Schdrom» entlang und eine Zusammenfassung


Eine serbische Reise
Samstag, 30. September

Strecke: Bezdan (SRB) – Baja (HU) – Wien (A)

Eine Kurzstrecke geht es noch durch die serbische Pärie, dann wartet beim Grenzübertritt die ungarische Schande, der «Zaun», und kurz nach Baja führt ein einziges langes graues Band zurück nach Wien in den Schrebergarten.
Zusammenfassung:
Tage: 15
Gefahrene Kilometer: 2.845
Bereiste Länder: Ungarn, Kroatien, Serbien, Bosnien, Montenegro
Übernachtungen: 8 Nächte im Zelt, 7 Nächte in gemachten Betten
Gefangene Frisch-Fische: Null

Dank an:
Elisabeth Hundstorfer,
Treksport (www.treksport.com/)
und
euch allen die unserer Reise gefolgt sind!

Verzögerung der Zeit, ein letzter Abend und Laku noć Srbija


Eine serbische Reise
Freitag, 29. September

Strecke: Apatin – Sombor – Bezdan

Transportschiffe ziehen vorbei, ein vorletztes Frühstück an der Donau und ein Stadtbummel in Apatin, bis 1944 die größte deutsche Gemeinde in Jugoslawien. Die Schrittgeschwindigkeit ist hier um die Hälfte langsamer als bei uns zu Hause – verständlich – wer will schon für ein Durchschnittseinkommen von 300 Euro laufen müssen. In Sombor ist heute Markttag, frisch gemahlener Paprika für ein noch zu kochendes Fischpaprikasch wandert in unser Sackerl. Die letzten Kilometer führen zum Ausgangspunkt der Reise, in die Pikec Čarda nahe Bezdan. Die letzte Chance auf einen selbstgefangenen Fisch, ein weiterer Misserfolg. Wie ätzte der freche Bruder meiner Liebsten kürzlich: «Dann kauf dir einen!» Gesagt, getan – ein wunderbares «Perkelt od smuđ» (Zander) wird geordert, das letzte Jelen-Pivo, der letzter Graševina und zur Abrundung ein letzter Šljivovica. «Laku noć Srbija!»

Bela Crkva Baba, quer durch die Vojvodina und Sonnenuntergang in Apatin


Eine serbische Reise
Donnerstag, 28. September

Strecke: Bela Crkva – Vršac – Zernjanin – Vrbas – Apatin

Ein letztes ausuferndes Frühstück mit Alkesandar und Djurdjina samt Fotoshooting – Baba! – dann beginnt Teil eins der Rückreise quer durch die Vojvodina: Felder, Dörfer, tote Tiere platt am Asphalt. Nach einer zehrenden Halbtagestour erreichen wir noch rechtzeitig den Sonnenuntergang in Apatin an der Donau. Jetzt gibt’s fremdgefangenen Fisch.

Ein weiteres Mal Fischen ohne Fisch, Weinstraße rund um Vršac und Freundschaftspflege


Eine serbische Reise
Mittwoch, 27. September

Strecke: Bela Crkva – Vršac – Veliko Središte – Bela Crkva

Meine Misserfolge einen Frisch-Fisch aus dem Wasser zu ziehen gehen in die Verlängerung. Bis auf einen Ausflug nach Vršac und in die umliegende Weinregion ist heute ein Ruhetag. Ein ausgedehntes Frühstück am See – wir haben wieder neue Freunde gefunden, Alkesandar und Djurdjina aus Futog an der Donau nahe Novi Sad – einen Stadtbummel in Vršac und eine Spazierfahrt durch die Weinstraße an den Hängen der Karparten. Mitten im Wein und keine offene Kellertür! Knapp vor der Aufgabe öffnen sich in Veliko Središte, kurz vor der rumänischen Grenze dann doch noch die Pforten eines Weinbauern (www.vinarijasocanski.rs). Im Angebot: Rajnski Rizling, Pinot Blanc, Rosé Muskat Hamburg, Tempo Rubato Frankova – alle überaus trinkbar. Auf der Abendkarte im Camping Oaza steht dann wieder Jelen-Pivo und die frisch geschlossene Freunschaft wird bis in die frühen Morgenstunden vertieft.

Eine Ruine wird zur Burg, ein vergessenes Dorf und Schlafen am See


Eine serbische Reise
Dienstag, 26. September

Strecke: Golubac – Vinci – Veliko Gradište – Srebrno Jezero – Ram – Bela Crkva

In Golubac laufen die Uhren noch nach der alten Zeit. Eine langgezogene Promenade, die Donau breitet sich aus zum See, Straßenhunde flanieren und alles im verlangsamten Tempo. Unverständlich und gleichzeitig begrüßenswert, die Tourismus-Maschinerie hat sich hier noch nicht breit gemacht. Unser «Kummerl-Hotel» aus der jugoslawischen Ära ist stark abgewohnt und genau das macht es so liebenswert. Allein auf der Terrasse genießen wir unser Frühstück (доручак/doručak) mit Blick auf die weitläufige Donau und die Festung Golubac am Eingang des
Đerdap Nationalpark. Am anderen Ufer schimmert Rumänien.
Die ehemalige Festungsruine ist gerade «unter Konstruktion» und wird zur schicken Burg ausgebaut. Der ungesichterte Abenteuerspielplatz ist Geschichte. Auch die spektakulär engen und unbeleuchteten Durchfahrtstunnel sind gesperrt und durch einen neuen breiteren ersetzt worden. Mehr Sicherheit, weniger Nervenkitzel.
Vinci an der Donau ein vergessenes Dorf, wenig später am Srebrno Jezero («Silbersee») entsteht gerade ein touristischer Hotspot und auch in Ram wird die ramponierte Ruine besucher_innengerecht aufgewertet. Jetzt wartet die große Überfahrt über den «Schdrom», samt Vierrad. In der Seenlandschaft kurz vor Bela Crkva wird heute wieder das Zelt aufgebaut, von der Liege zwei Mal umfallen bis ins Wasser.

Schwabo in der Stadt, ein Reinfall und ein «Kummerl-Hotel» am «Schdrom»


Eine serbische Reise
Montag, 25. September

Strecke: Novi Pazar – Raška – Kraljevo – Kruševac – Krupajsko Vrelo – Kučevo – Golubac

«This is not Serbija, this is Sandžak», werde ich von einer Gruppe Jugendlicher unmissverständlich aufgeklärt. Ihr Platz in den Abendstunden ist die verwilderte Aussichtsplattform der Festungsruine Novi Pazar mitten im Zentrum. Sie vertreiben sich ihre Zeit mit Fight-Club-Phantasien und Bier trinken, sie bezeichnen sich selbst als Sandžak-Hooligans. Aber eigentlich alles nette Burschen, die sich freuen und wundern was einen Schwabo in ihre Stadt führt.
Heute geht es Richtung Norden, eine Autofahrt mit Alles: Zuerst mischen sich zwei neue Flüsse in die Reise – die Raška begleitet uns bis nach Raška, die Ibar bis Kraljevo. Weiter geht es über die Dörfer-Straße bis Kruševac, ein Stück Autoput und dann durch die ostserbische Pampa. Die vermeintliche Endstation – die Wasserfälle von «Krupajsko Vrelo» – ein Reinfall. Zwei Mal «Klick« und weiter geht die Reise. Im Übrigen ist es kein Nachteil die kyrillischen Schriftzeichen entziffern zu können um ans Wunschziel vor der Nase zu gelangen. Üben. Üben. Üben.
Neuer Bestimmungsort Golubac am «Schdrom», an der Donau. Die sich nicht zeigende Sonne ist am Untergehen bis Golubac erreicht ist. Das Hotel Golubacki Grad stammt noch aus den guten alten Tito-Zeiten und fühlt sich auch so an, der Jugo-Kommunismus lebt noch. Nach siebeneinhalb Autostunden hilft nur noch eine richtige fette serbische Grillplatte.

Sternenhimmel, die muslimische Hauptstadt Serbiens und ein großes Service


Eine serbische Reise
Sonntag, 24. September

Strecke: Acmačići/Camp Uvac – Sjenica – Novi Pazar

Wenn mitten in der Nacht die Blase drückt, sorgt das gewöhnlich nicht für Frohsinn. Raus aus dem warmen Schlafsack, rein in die kalte Nacht. Ein prall gefüllter Sternenhimmel wie aus dem Bilderbuch entlohnt für die frostige Schlafunterbrechung.
Die Freund_innen aus Novi Sad verabschieden sich – «man sieht sich immer zwei Mal». Über malerische Bergwelten erreichen wir Novi Pazar. Einzig die immer wiederkehrenden Müllhalden trüben den Blick auf die idyllische Landschaft. Novi Pazar ist die Hauptstadt der serbischen Bosniaken. In den Straßen-Cafés wird Kaffee oder čaj anstatt von Bier getrunken und die Stadt besticht durch ihren orientalischen Flair. Gleichzeitig gilt sie durch die muslimische Dominanz in der Bevölkerung als Unruheregion in Serbien.
Abseits davon wird heute wieder einmal, nach sechs Nächten im Zelt, in gemachten Betten geschlafen. Und auch ein «großes Hygiene-Service» ist längst überfällig. Ansonsten ist heute ein Tag in Slow-Motion, jetzt ruft der Muezzin und der Atheist bekommt großen Durst.

Ein Fluss, ein Schiff und ein Panorama aus der Vogelperspektive


Eine serbische Reise
Samstag, 23. September

Strecke: Acmačići/Camp Uvac – Uvac Canyon – Acmačići/Camp Uvac

Die Sonne kehrt zurück. Unser Vermieter bietet Bootstouren durch den Uvac-Canyon an, unser heutiges Tagesprogramm. Das Naturreservat Uvac beheimatet eine Kolonie Gänsegeier mit einer Flügelspannweite bis zu drei Meter. Das Schöne daran ist, es gibt sie nicht nur auf Infotafeln zu sehen, zahlenmäßig weit überlegen kreisen sie über unseren Köpfen. Vor zehn Jahren war der Uvac-Canyon touristisch noch völlig unerschlossen, mittlerweile gibt es ihn in einer (noch) sehr sanften Variante. Unzählige Windungen werden durchschifft bis ein schmaler Pfad steil bergauf zu einer unbeschreiblichen Aussicht führt – unter unseren Augen windet sich die Schlange Uvac, soweit das Auge reicht, keine Straßen, keine Häuser, nur unberührte Natur. Eine Höhle bringt uns wieder auf Augenhöhe mit dem Fluss. Von den Eindrücken überwältigt schaukeln wir erschöpft und glücklich zurück zum Anlegeplatz. Zurück im Camp stoßen wir mit Jelen-Pivo auf eine neue Freundschaft an, Marija und Nemanja aus Novi Sad – Živeli, Prost! Mit Würfelpoker wird ein aufregender Tag abgerundet

Die Brücke über die Tara, mitten unter Kühen und ein Mini-Camp am Berg


Eine montenegrinisch/serbische Reise
Freitag, 22. September

Strecke: Dobrilovina – Đurđevića-Tara-Brücke – Pljevlja – Prijepolje – Nova Varoš – Acmačići

Als Morgenritual gibt es Tee und Kaffe vom Camping-Gaskocher noch vor dem Frühstück im Camp. Die Bergwelt rundherum ist wolkenverhangen, die Temperaturen weit entfernt vom Wohlfühl-, gerade noch im Plus-Bereich. Rund um die Tara-Brücke ein kurzes Eintauchen in den Tourismusbereich – sehr beliebt ist das Seilrutschen über den Canyon. Über Pljevlja geht es zurück nach Serbien, ein weiterer Canyon wartet. Nova Varoš gilt als Tor zum Naturschutzgebiet Uvac, eine selten hässliche Kleinstadt. Die Suche nach der Tourismus-Info wird zur Expedition. Wir machen uns selber schlau und durchforsten das Internetz. Nahe den Bergdorf Acmačići stoßen wir auf einen Mini-Campingplatz, in der Nachbarschaft einige wenige Bauernhöfe, Kühe, Hendl und Ziegen. Der Uvac-Fluß liegt unweit entfernt unter uns. Unser Vermieter bietet uns für mogen eine Flusstour an. Ein kurzer Spaziergang bietet einen Vorgeschmack. Unten das Wasser und wir, oben kreisen die Weißkopfadler. Zur Begrüßung, wie sollte es anders sein, gibt es Rakija, zum Abendessen traditionelle Hausmannskost. Alles was die Küche verlässt kommt aus eigener Produktion, alles ganz einfach, alles hervorragend! Die von gestern noch immer nasse Wäsche baumelt zwischen Autospiegel und Viechzaun im Wind am Strick

Familienzusammenführung, die Tara lockt und ein unfreiwilliges Bad


Eine montenegrinische Reise
Donnerstag, 21. September

Strecke: Žabljak – Đurđevića-Tara-Brücke – Dobrilovina – Mojkovac – Dobrilovina

Eine lange Regennacht ist gut überstanden, campen hält frisch. Heute steht nur eine Kurzstrecke auf dem Programm, runter von den Bergen zum Tara-Canyon. Im Rafting-Camp Kapija Kanjona (www.kapijakanjona.com) kommt es zu einer Familienzusammenführung, die Kinder (auch in der Gegend unterwegs) haben uns das Traumplatzerl an der Tara empfohlen. Reisen ist ein Kommen und Gehen, die Jugend zieht weiter Richtung Norden, die Alten bleiben. Im Vorfeld wir noch Wiedersehen und gleichzeitig Abschied gefeiert – landesüblich mit Šljivovica. Eine einsame Straße führt gegen den Strom Richtung Mojkovac, die Tara hält sich meist in der Tiefe verborgen, nur selten gestattet sie einen Blick auf ihren Verlauf. Das Vorhaben einen Frisch-Fisch zu fangen ist noch immer nicht abgehakt. Nächster Versuch. Vom Camp aus führt ein verschlungener Pfad durch den Wald runter zum Fluss. Ein Traumplatzerl gibt Hoffnung. Wobei, die andere Fluss-Seite ist immer die schönere. Gedacht. Getan. Hose aufgekrempelt und rüber. Wasser ist das beste Vergrößerungsglas, seicht ist nur der Blick, schon steht mir der Fluss bis zur Brust. Eiskalt. Flüche verhallen im Flussrauschen. Abbruch.