Eine Wende, Pflicht statt Kür und Haushaltsprogramm in Derry


5. Tag: Donnerstag, 18. Juli

Strecke: Giant’s Causeway – Portrush – Portstewart – Limavady – Derry

Streckenlänge: 74 km

Irgendwann ist der Schalter dann doch noch gekippt und die Sonne gibt ein spätes Gastspiel. Glück im Unglück, der Starkregen hat alle Besucher_innen vom «Giant’s Walk» weggespült. Unzählige Pfade führen über 5 Kilometer über den «Damm der Riesen». Eine letzte, hartnäckige Besucherin bringt es auf den Punkt: «What a wounderful evening, isn’t it!» Eingeweicht, aber mit dem Tag versöhnt, findet sich auch noch ein geeigneter Zeltplatz mit Tisch und Bank für die Campingküche.
Der Tag beginnt mit Morgensonne, kurz darauf brechen wieder die Wolken. Dieses Spiel soll sich heute noch mehrfach wiederholen – Sonne, Wolkenbruch und dazu immer wieder ein Regenbogen. Das irische Wetter ist unberechenbar, vier Jahreszeiten an einem einzigen (Sommer-)Tag! Bushmille samt seiner Whiskey Destillery lasse ich links liegen, das Dunluce Castle schaut im Internetz auch viel aufregender aus und dann noch «The Open»! Die Region um Portush ist gerade im Ausnahmezustand, alles dreht sich um in Löcher zu schlagende kleine Bälle. «Nordirland is made for Golf!», verspricht die Werbung, das schaut so aus: der Atlantik, ein Golfplatz, eine Hauptstraße und daneben Wohncontainer für alle Golfdeppen.
Schnell weiter, weg von der Golf-Küste, gleich direkt nach Derry (oder auch Londonderry). Ein steiniger Weg – Hauptstraße, Blechlawine, landschaftlicher Stillstand, weitere Unwetter – das fällt nicht unter Kür, es wird ein knapper Pflichtsieg. Derry hat schon bei der Stadteinfahrt gewonnen, ein wunderbarer Radweg führt bis ins Zentrum und überhaupt – Small, beautiful, revolutionary, workingclass! – und ein gemachtes Bett (leider nur für eine Nacht) war auch noch frei. Morgen mehr über Derry, heute stehen Wäsche trocknen, Körper pflegen, Nahrungsaufnahme und Erfrischungsgetränke auf dem Programm!

Viel Gegend, viel Regen und Oaschloch Golf!


4. Tag: Mittwoch, 17. Juli

Strecke: Waterfoot – Cushendall – Torr Head – Ballycastle – Giant’s Causeway

Streckenlänge: 56 km

Einschlafen neben Schafen, aufwachen neben Schafen. Zusätzlich trommeln Regentropfen auf die Zeltplane, auf den irischen Landregen ist Verlass. Der heutige Tag ist schnell erzählt: Regen, Regen, Regen. Um bei der Wahrheit zu bleiben um die Tagesmitte gab es eine kurze Wasserpause. Trotzdem irgendwie ein wunderbarer Tag. Von der «Coastal Route» biegt die «Torr Head Scenic Route» rechts ab. Klingt atemberaubend, ist auch so, die Steigungen zwingen mich immer wieder zum Rad schieben. Dafür entschädigen die Ausblicke – grüne Hügellandschaften, Klippen, Meer. Und nach einem mehr als einstündigen Wandertag mit Rad geht es unglaubliche sechs Kilometer bergab bis nach Ballycastle. Auch in Ballycastle gibt es einen Golfplatz, Männlein und Weiblein mit kleinen Rollkoffern queren die Bundesstraße von einer Wiese zur anderen Wiese – lustiger Sport. Ein weiterer Hotspot wird ausgelassen, in Carrick-A-Rede wandern hunderte Menschen über eine Hängebrücke von der großen auf eine kleine Insel. Stattdessen lockt der «Giant’s Causeway», nur darüber gibt es vorerst nichts zu berichten, die Umstellung von Dauerbewässerung auf Starkregen verhindern einen Klippen-Ausflug. Inzwischen ist alles nass – ALLES! Egal wird eben ein Bed-And-Breakfast-Zimmer gebucht. Geht nicht, weil in Portrush findet gerade ein Golf-Open statt, Tiger Woods ist auch mit von der Partie. Keine freien Zimmer und wenn dann ab 200 Pfund aufwärts. Schluss mit lustig, Oaschloch Golf!

Krieg und Frieden, Vier durch Zwei und Schlafplatzmangel


3. Tag: Dienstag, 16. Juli

Strecke: Belfast – Carrickfergus – Larne – Ballygalley – Carnlough – Waterfoot

Streckenlänge: 83 km

Raus aus der Stadt! Stadtausfahrten haben meist etwas Verzwicktes, diesmal nicht ganz, deppensicher geht es immer der Nase nach bis zur Coast Road. Vorbei an katholischen und protestantischen Vierteln, meist ganz leicht voneinander zu unterscheiden, die protestantischen Häusern sind üppig beflaggt, es wehen der «Union Jack» und die «Red Hand Flag of Ulster». Ein Wandbild am Stadtrand beschreibt die immer noch vorherrschende Lage: «Prepared For Peace – Ready For War!»
Es muss sein was sein muss, rechtzeitig zum Tourstart beginnt es zu regnen. Nicht heftig, aber beständig. Auch das Rechts-Links-Ding ist noch immer nicht gegessen. Es wird nicht nur auf der «falschen» Seite gefahren, auch die Automobile irritieren, dort wo sich für gewöhnlich das Lenkrad dreht bleibt der Platz leer. Für Legastheniker eine harte Nuss!
Am Weg: Irgendwann wird die Vier-Spur-Straße zur Zwei-Spur-Straße, also eine Spur in jede Richtung, das macht es bei Straßen ohne Pannenstreifen nicht leichter! Carrickfergus hat ein Castle, Larne hat eine Küstenpromenade und Ballygalley hat ein Restaurant/Pub, weil im Supermarkt gibt es keine Erfrischungsgetränke für volljährige. Landschaftlich interessant wird es ab Larne – bei jedem Tritt den Atlantik im Blick! Auch das Wetter bewegt sich dezent in die richtige Richtung. Irgendwann wird es Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Nur das Finden macht Probleme. Die meisten Wiesen sind entweder abfallend, eingezäunt oder schon belegt, entweder von Kühen, Schafen, Vorgärten oder Golfplätzen. Kurz vor Waterfoot findet sich doch noch ein Platzerl, gleich neben der Schafwiese. Vor dem Hausbau und der Koch-Session – es gibt Penne mit Paradeis-Sugo aus dem Packerl – steht noch ein Pub-Besuch auf der To-Do-Liste. Warten bis es dunkel wird …!

Ein Rechts-Links-Hop-On-Hop-Off-Problem, Belfast in Arbeit und unqualifizierte Augen/Ohren


2. Tag: Montag, 15. Juli

Belfast

Ein Bett und ein Erfrischungsgetränk haben sich noch eingestellt, gegen einen Burger sprach die fortgeschrittene Uhrzeit.
Ein Irish-Breakfast bringt alles wieder in die Ordnung. In Belfast lauert die Gefahr an jeder Ecke, die Rechts-Links-Problematik macht die erste Ausfahrt zum Abenteuer. Schau genau! Und immer andersrum als gewohnt! Hop-On-Hop-Off auf der Busroute durch die Stadt, nur ohne Bus dafür am Faltrad. Belfast eine zerrissene Stadt – teils verfallen, teils rausgeputzt, teils in Arbeit. Zuerst runter zum Fluss. Der Langan (irisch: An Lagáin) entspringt in den Bergen von County Down, fließt durch die Stadt und mündet in der Bucht von Belfast. An seiner Mündung residiert das Titanic-Belfast-Museum. Der Luxusliner verließ 1912 zum ersten und letzten Mal den Belfaster Hafen, der Rest ist Geschichte. In der Nacht zum 15. April versank er im eiskalten Atlantik. Eine Tragödie! An Tragödien hat Belfast keinen Mangel – da wäre noch der immerwährende Nordirlandkonflikt. Der Konflikt («The Troubles») zwischen Katholiken und Protestanten, Republikaner und Loyalisten, IRA und Ulster Volunteer Force, Iren und Briten nimmt kein Ende. Er hat sich beruhigt aber «The Troubles» sind noch immer am Köcheln. Die Falls Road (katholisch-irisch) und die Shankill Road (protestantisch-britisch) sind von einer «Friedensmauer» («Peace Line») getrennt, einer durchlässigen Mauer die bei Bedarf oder über die Nachtstunden geschlossen werden kann. Tagsüber gehört die «Peace Line» den Tourist_innen. Taxi- und Busladungen werden ausgeschüttet und «The Wall» ist um hunderte «Messages» reicher. Jede Seite hat ihre Helden, auf der Falls Road wird Bobby Sands (Mitglied der IRA, starb am 5. Mai 1981 an den Folgen eines Hungerstreiks) auf Wandbildern («Murals») verehrt, in der Shankill Road wird die Queen gehuldigt. Der Lokalaugenschein zu Fuß bringt mehr Verwirrung als Erleuchtung. Ein unqualifizierter Erlebnisbericht: Eine Polizeikontrolle wegen eines Fotos. Alkoholverbot im öffentlichen Raum rund um die Falls-/Shankill-Road. Ein republikanischer sowie ein loyalistischer Pubbesuch. Beide Pubs haben ihre «Hinterzimmer» im Freien für Tabak-Junkies. In beiden Pubs laufen Pferde um die Wette. Und in beiden Pubs wird ordentlich getschechert. In der Shankill-Road ist gerade «Happy-Hour», eine Alleinunterhalterin singt «There’s a bad moon on the rise» (CCR). Die Belegschaft sowohl die Herren als auch die Damen sind am späteren Nachmittag bereits hochgradig übererfrischt! Alles sehr nette Menschen. Eine Biereinladung später, mittendrin: «Austria? Australia!» «No Australia. Vienna! Austria! Close to Germany!» «Germany? Nazi!» «Nein! Aber …!» Kauderwelsch auf der einen Seite, Hauptschulenglisch auf der anderen – No way! Besser nach Hause, zu viele Eindrücke, zu viele Gedanken, zu wenig Erkenntnis – der Schädel brummt. Morgen geht es raus aus der Stadt – Ruhe! – aber für heute ein erschöpftes Baba!

Ein Haus, ein Bett und vier Mal Untergatte


1. Tag: Sonntag, 14. Juli

Strecke: Wien – Dublin – Belfast (Flug/Bus)

Anreisetag ist ungleich Freudentag: Flughafen, Rad falten, in einer Kiste verstauen, ebenfalls alle «gefährlichen» Gegenstände wie Essbesteck, Fahrradwerkzeug, Zelt-Heringe, … So ein Hering zwischen den Rippen kann tödlich sein! Also, rein in die Aufgabe-Kiste. Alles andere wie Bett, Gewand, Hygieneartikel, Hi-Tech-Allerlei (Kamera, I-Pad, Kabelsalat, …) müssen ins Handgepäck! Weniger ist mehr ist das große Geheimnis der Packkunst und fast nix ist am meisten!
Ist die erste Hürde überwunden, verspätet sich der Abflug, die Luft im Flugvogel ist nicht besser als die in der U6 und die Erfrischungsgetränke sind überteuert! Auch dieser Kelch (Anm. Ärger) wird vorübergehen. Beim Landeanflug zarte Anflüge eines Glücksgefühls. Halbzeitpause. Brompton abholen, Busstation suchen, Sitzplatz erkämpfen. Das allerletzte Ticket Richtung Belfast wird mein Eigen! Hälfte Zwei. Kein Platz, die Radtasche ruht auf meinem Schoß, Bewegungen sind unmöglich. Meine innere Ruhe ist beängstigend! Die vorbeifliegende Landschaft ist in erster Linie grün, grün in allen Schattierungen. Den Grenzübertritt nach Nordirland hab ich verschlafen, farblich hat sich nichts verändert. Am Horizont warten Belfast, ein Bett, ein Burger und ein Erfrischungsgetränk – Cheers!

PS.: österreichisch-deutsch: Untergatte-Schlüpfer

Letztes Abendmahl, lange Busstunden und eine Zusammenfassung


9. Tag: Freitag, 21. Dezember

Strecke: Szeged (HU) – Wien (A)

Letztes Abendmahl, lange Busstunden und eine Zusammenfassung

Nachtrag: In Szeged, in der schicken Zentrums-Trinkerhütte «Delirium» essen die Angestellten hinter der Bar, sitzend auf leeren Bierkisten. Ist das Orbánismus? Dafür waren die Bier-Preise fürstlich. Viel besser gestaltete sich der Abend in der «Gulyáscsárda» (Mars tér 15) in der Nähe des Busbahnhofes. Bodenständige Ausstattung, ordentliche Küche und Kellner die nicht auf Bierkisten sitzen müssen. Ein «erdiges» Tischtuch, deftige Küche, volle Punkte! Später im «Városi Rock » (Stefánia 6) ist das Rauchen gestattet, aber nur im «Luftschutzkeller». An der Bar werden Kabeln geschweißt und der Bühnen-Sound wird gedämpft mit Eierkartons.
Der Abreisetag beginnt mit Sonnenschein und Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt. Es warten sechs lange Stunden bis der Bus in Erdberg landet.
Der Tour-Abschluss wird tags darauf im großartigen «Weinhaus Sittl» gefeiert, mit lieben Freund_innen und dem einzigartigen «Kollegium Kalksburg»!

Zusammenfassung:
Strecke: Kladovo – Szeged
Länder: Serbien, Rumänien, Ungarn
Gefahrene Kilometer: 456 (inkl. Mitfahrgelegenheiten)

Danke fürs Lesen, Mitfiebern, Liken, …, die nächste Ausfahrt folgt bestimmt!
Alles Liebe
Mario

Der Ehrgeiz macht Winterpause, der Schalter fällt und Weihnachtsmärkte, Rauchverbot, …


8. Tag: Donnertag, 20. Dezember

Strecke: Kikinda – Kanjiža – Horgoš – Szeged

Streckenlänge: 85 Kilometer

Die Bremsen machen Sorgen, die Lust auf das ewig-selbe-weiße-(Landschafts-)Bild ist enden wollend und mein Ehrgeiz macht Winterpause. Lieber ein Stück Weg mit dem Bus. Die restlichen Dinar verleiten auf ein letztes Jelen-Pivo. Wieder auf zwei Rädern nähert sich die ungarische Genze wie im Flug. Auf einmal fällt der Schalter – Licht an! – die Sonne gibt ein kurzes Gastspiel. Auf ungarischen Straßen rollt es sich entspannter, aber auch nur weil ein Ende der Winterfestspiele in Sichtweite ist. Das serbische Abendessen/Frühstück rumort im Baucherl, großartige Küche, aber schon ein bisserl fett – gut, dass ich immer Servietten vorrätig habe ;-)!
Szeged ist bald erreicht, die Sonne wieder verschwunden und nach einer ganzen Woche «OHNE» – mir hat es an nichts gefehlt – glitzern in der Stadt an der Theiß, ein, zwei Weihnachtmärkte :-(!
Und in den Wirtshäusern ist Rauchen strengstens untersagt. Danke Serbien! Da wird geraucht in allen Lebenslagen. Also essen, trinken, schlafen und flix mit dem Bus nach Hause!

Josip Broz forever, eine Sackgasse und sprechen mit den Tieren


7. Tag: Mittwoch, 19. Dezember

Strecke: Srpski Itebej – Hetin (Sackgasse) – Banatsko Karađorđevo – Nova Crnja – Kikinda

Streckenlänge: 56 Kilometer

Ein kurzer Abstecker ins lokale Wirtshaus musste dann doch noch sein. Und natürlich hab ich auch einen neuen Freund gefunden. Aleksandar, hat 35 Jahre in Dortmund gearbeitet und ist im Ruhestand wieder nach Srpski Itebej zurückgekommen. «Ich lebe hier wie ein Fürst», gibt er sich sichtlich zufrieden. Seine Frau schaut «Kochsendungen» und derweilen vertreibt er sich die Zeit in der Gastwirtschaft. Er hat einen fixen Platz und so sitzen wir am selben Tisch. Das Lokal ist schlicht eingerichtet und der gute Josip Broz Tito hat noch immer seien Platz in einem Rahmen hinter der Theke. Es wurde angeregt geplaudert, doch diesmal verabschiedete ich mich zur rechten Zeit!
Die ersten Kilometer durch die weißgraue Nebel-Suppe sind jeden Tag aufs Neue eine Überwindung. Eine anfangs noch zweispurige Straße verengt sich zu einer einspurigen Piste, die Abzweigung Richtung Kikinda ist nicht geräumt, ein befahren ist unmöglich und in Hetin ist Serbien am Ende. Sackgasse! Glück im Unglück, das einzige entgegenkommende Auto bringt mich zurück zum Start. Neue Route. Auf schlechten Straßenbelegen kämpfe ich mich Richtung Kikinda, die Grundfarbe ist Weiß, die Stimmung ist vernebelt. Zur Ablenkung mach ich auf Franz von Assisi und unterhalte mich mit den mich umgebenden «Viechern», den lebendigen (Fasane und sonstiges Geflügel) und den toten am Straßenrand (Hasen, Hunde, …). Irgendwann taucht aus dem Nebel die Ortstafel von Kikinda auf. Herausfordernder als das Rollen auf zwei Rädern, ist das Gehen auf zwei Füßen in der Kleinstadt. Spiegelglatte Eisplatten machen die Fortbewegung zur Balanceakt. Noch einmal «Pljeskavica» mit viel Zwiebel und «Laku noć»!

Noch einen «Loza», Eiszapfen im Bart und ein Bett im «Garnichts»


6. Tag: Dienstag, 18. Dezember

Strecke: Vršac – Sutjeska – Krajišnik – Torak – Srpski Itebej

Streckenlänge: 98 Kilometer

Ich wurde eingeladen, ich habe zurück eingeladen, …, einen nehmen wir noch, noch einen «Loza» (Traubenschnaps)! Es wurden Freundschaften geschlossen, es wurde die Geschichte bearbeitet, es wurden Grenzen niedergerissen, es wurden Welten gerettet, …, glaub ich halt?!
Für die ersten Kilometer des heutigen Tages nehme ich den Bus, ab Sutjeska wird wieder bromptonisiert. Das Thermometer zeigt «Minus 7 Grad». Im Bart gefrieren die Tröpfchen und Eiszapfen wachsen am unteren Ende. Die umgebende Landschaft ist hochgradig unspannend, die Schneedecke macht alles gleich! In jedem Dorf wird eine Pause eingelegt um Wärmeeinheiten aufzuladen. In Krajišnik geht der Kaffee kopfschüttelnd auf’s Haus! Holprige, dafür trockene Straßenbeläge führen durch die «Weiße Wüste». Ich denke, beneide gerade meinen «Buam» den «Konsti-Monsti», der tourt gerade, schlau wie er ist, nicht durch Serbien, sondern in Kolumbien (Blog unter: https://konstisadventures.business.blog). Gute Wahl!
Endlich  dort angekommen, dort wo sicherlich niemand hin will, inmitten im Garnichts, aber der «Iron-Curtain-Trail» (Eiserner-Vorhang-Radweg/Eurovelo 13) will es so. Beim letzten Tageslicht will noch schnell das Rad gepflegt werden und ansonsten mach ich heute einen großräumigen Bogen um die «erdigen» Gaststätten!

Eine Kurzstrecke, ein weißes Meer und zwei Welten


5. Tag: Montag, 17. Dezember

Strecke: Bela Crkva – Vršac

Streckenlänge: 45 Kilometer

Heute ist eine Kurzstrecke vorgesehen. Die Problemstellung im Vergleich zu den letzten Tagen ist eine andere. Kein Neuschnee in Sicht, dafür ist es rutschig wie nur und nebenbei eisig kalt. Die Nebenstraßen verkommen zur Rutschpartie, einzig die gut aufgeräumte Hauptstraße Richtung Vršac ist befahrbar. Ein grauer Beistrich mitten in einem Meer aus Weiß. Gefühlt immer gerade aus, die einzige Ablenkung ein paar mickrige Dörfer. Die Häuser-Ansammlungen wirken bei dieser Wetterlage noch trostloser als zu gemäßigteren Jahreszeiten. Die Aussicht ist gleich Null, Nebel verdeckt die umliegende Weite. Heute helfen auch die Plastik-Sackerl in den Schuhen nix, die trockene Kälte kriecht bis unter die Haut. Die Weinstadt Vršac wird zur Tagesmitte erreicht. Erster Lichtblick der Mittagstisch im erdigen «Restoran FK». Sarma (Kohlrouladen) vom Feinsten. «Reine Männersache», im spärlich beleuchteten Inneren spielen Männer-Runden Karten und erfrischen sich an hochprozentigen Erfrischungsgetränken. Einzig die Bedienung ist weiblich.
Die Schneeräumung in der Stadt ist mehr als dürftig ausgefallen, der Weg zum Busbahnhof morgen wird aufgrund der zu erwartenden Minusgrade zum Hürdenlauf, die Strecke wird gesplittet. Der Blog entsteht heute in der rauen Männerwelt des Wirtshaus FK.
Und zur Krönung des heutigen Abends mach ich einen auf «Feinspitz», das Dinner nehme ich im «Ethno Restaurant Dinar». Sehr rustikal, Holzverstrebungen, orthodoxe Gesichter blicken von den Wänden, Holzfässer und Weinkultur rundherum, passendes Tisch-Gedeck, schwarze Hosen, weiße Hemden, … Es wird ein geiles Tröpferl serviert, «Beli Burgundac», ein wunderbares Schweinderl vom Grill und ein wunderbarer Schopska Salat, alles traumhaft! ABER, den Absacker nehm ich doch lieber in der «Männerwirtschaft FK», wo der Bodensatz zu Hause ist – jede/r dort wo er/sie hingehört – ich hab mich entschieden! Zum Schluss, ein Detail am Rande: Die Karten-Runde ist immer noch vor Ort …