Ein letzter Seitenwechsel, eine Höllenfahrt und geliebte Kraftausdrücke



11. Tag: Montag, 18. Dezember 2023

Strecke: Ilok – Neštin – Beočin – Novi Sad

Streckenlänge: 49 km (727 km)

Ein letztes Mal vor dem Zieleinlauf wartet ein Länderwechsel: Kroatien entschwindet im Rücken, Serbien im Blick. Die serbischen Grenzbeamten lassen die strengen Blick stecken, drehen die Daumen hoch und feuern an für die nächsten Kilometer. Mit dem Grenzübertritt werden die Menschen zugänglicher, dafür die Straßen ruppiger. 
Die Wahl fällt auf das rechte Donauufer für den Weg nach Novi Sad. Ein Schwanenpaar sorgt mit seinem Flügelschlag für ordentlichen Wirbel in der stillen Landschaft. Einige schweißtreibende Hügel müssen genommen werden bevor eine Labestation am Schdrom mit einem Erfrischungsgetränk belohnt.
Ab Beočin ist es vorbei mit der Idylle, die Stadt ist bekannt für ihre Zementindustrie. Auf der schmalen, in beiden Richtungen einspurig stark befahrenen Straße ist kein Platz mehr für ein Zweirad. Das so gut wie nicht vorhandene Straßenbankett ist ein einziger Schlammstreifen. In kürzester Zeit ist zwischen Reifen und Kotschützer kein Platz mehr und die Räder stehen still. An der „Ersten-Hilfe-für-das-Faltrad“ führt kein Weg vorbei. Die Weiterfahrt wird kriminell … In der Ferne erscheint die erste Donaubrücke im Sichtfenster und gibt Hoffnug auf Erlösung.
Auf der Donau-Promenade von Novi Sad wird das Rad ein weiters Mal verarztet.
Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt Serbiens und Hauptstadt der Vojvodina. Der Blick wird der Festung Petrovaradin am rechten Donauufer vereinnahmt. Während des Kosovokrieges 1999 wurden bei NATO Luftangriffen alle Donaubrücken zerstört.
Eine Altstadtrunde endet am Markt, die Stände sind bereits abgeräumt, aber das Markt-Beisl hat noch offen. In der kleinen Räumlichkeit wird der Standler-Alltag wortreich nachbesprochenen. Der beliebteste Kraftausdruck – „bitschka Madre“ – ist im allgemeinen Sprachschatz fix verankert und schmückt gefühlt jeden dritten Satz. 
Das Tageslicht ist inzwischen ausgegangen und die Weiterführung der Stadterkundung verliert sich im Tschocherl.