Eine graue Decke, eine Schifferlfahrt und eine ungeplante Tortur am Tag des Herrn


  1. Tag: Sonntag, 20. September

Strecke: Rydzewo – Mikołajki – Rydzewo

Streckenlänge: 36 km

Weitblick ade, der See versteckt sich unter einer dichten hellgrauen Decke. Das Mobilhaus bleibt heute auf seinem Platz, Rad und Fahrer besteigen ein Ausflugsschiff in Richtung Mikołajki, im Rückblick ein Fehler: Schifferlfahrten über zwei Stunden haben etwas Grausames an sich, vor allem bei Temperaturen um die zehn Grad und das in kurzer Hose. In einem der Kanäle wettstreiten Angler_innen im Rahmen einer Competition um den fettesten Fisch.
Das ehemalige Fischerdorf Mikołajki hat sich zu einem Zentrum entwickelt und ist auf Tourismus gebürstet: Hotelanlagen, Hafenpromenade, Souvenir-Kitsch, Ess- und Trinkmeile. Inzwischen hat sich die Wolkendecke gelüftet und die Temperaturen klettern in den Wohlfühlbereich. Trotzdem hält sich das Bedürfnis zu verweilen in Grenzen. Gemütlich auf zwei Rädern und auf Nebenrouten wird die Spur aufgenommen zurück zum Mobilheim. Mr. Google berechnet für seinen Routenvorschlag knappe eineinhalb Stunden. Eine Spazierfahrt. Es kommt anders, kurz nach der Stadtausfahrt endet der Asphalt, es beginnt eine Tortur auf größtenteils Sandstraßen unterbrochen von Abschnitten ausgelegt mit dem gefürchteten Kopfsteinpflaster aus Vorkriegszeiten. Durch Wälder und Prärie, ohne Menschen, ohne Tränke verschlingt die vermeintliche Sonntagsausfahrt ganze drei schweißtreibende Stunden bis zum besten Bier der Welt. Morgen wird auf Romantik gepfiffen und auf asphaltierte Hauptrouten vertraut!