Die Drau, ein Nationalisten-Treffen und der rote Fićo



8. Tag: Freitag, 15. Dezember 2023

Strecke: Bezdan (SRB) – Batina (HR) – Osijek

Streckenlänge: 46 km (595 km)

Vor dem Fenster der Čarda Šebešfok, geht gerade die Sonne auf. Reiher gleiten lautlos über die unzähligen Donaukanäle auf der Sche nach einem Frühstück. Eine Brücke über den Schdrom verbindet Serbien mit seinem Nachbarn Kroatien. Die Grenzformalitäten sind schnell abgehandelt. Hoch über Batina erinnert ein Kriegerdenkmal an die Schlacht von Batina von 1944, bei der sowjetische und jugoslawische Verbände die deutschen Truppen besiegten. Der Osten Slawoniens ist auch bekannt für die Früchte seiner Rebstöcke. Kleine Kellereien laden zur Verkostung. Guter Boder, viel Wasser, viel Sonne – ein Glaserl Graševina vertreibt die üble Laune. Die Ortschaften am Weg nach Osijek wirken allesamt ausgestorben, alte ländliche  Bausubstanz vergammelt am Wegesrand. Der Weg in die viertgrößte kroatische Stadt führt über die Drava/Drau. Als erstes sticht die ausgedehnte Festungsanlage Tvrđa ins Auge. Als Bollwerk gegen die Osmanen gebaut, ist sie gleichzeitig die heutige Altstadt. Osijek ist das wirtschaftliche Zentrum Ostslawoniens und die Europska avenija verbindet den alten Stadtkern mit dem neuen.
Der Kroatienkrieg ist lange her und trotzdem allgegenwärtig. Viele Gebäude im Stadtbild stellen ihre Kriegswunden noch ungeschminkt zur Schau. 
Am Hauptplatz toben die Tauben, der zentrale Platz ist nach dem Nationalisten Ante Starčević benannt, auf dem Sockel unter seinem Denkmal stehen die verstörenden Zeilen: „Mächtiger als das Recht des kroatischen Volkes auf Selbstbestimmung sind nur die Gesetze Gottes und der Natur. Gott und Kroatien.“ Einen Steinwurf entfernt, am Trg Slobode, dem Freiheitsplatz, steht Franjo Tuđman im Spazierschritt auf einem steinernen Podest, würde er weitergehen können, würde er die vielen Blumen zu seinen Füßen zertreten. An der Vukovarska cesta sorgt der „Crveni fićo“ für Aufsehen. „Der rote Fićo überfährt den Panzer“, eine Installation aus den Nachkriegsjahren, ein roter Zastava überrollt einen Panzer der Jugoslawischen Volksarmee. Ein Symbol des Widerstands der Bürger_innen von Osijek gegen die serbische Agression, das Kunstwerk soll an den kroatischen Sieg erinnern.
Den Rest des Abend nehmen banale Tätigkeiten wie Körperpflege in Anspruch. Morgen gibt es als Krönung eine frische Panier, weil Samstag is.