Kilometer fressen, der verhaltensauffällige Viktor und eine Zusammenfassung


  1. Tag: Sonntag, 29. Mai

Strecke: Bezdan (SRB) – Budapest (HU) – Wien (A)

Streckenlänge: 460 km

Der anhaltende Regen erleichtert die Heimreise, noch ein Grenzübertritt und rauf auf das breite, graue Asphaltband Richtung Wien. Letzte Hürde, der verhaltensauffällige, ungarische Regierungschef geizt mit seinem Automobil-Kraftstoff für ausländische Kennzeichen, der Heimathafen wird dennoch erreicht.

Zum Schluss die obligatorische Zusammenfassung:

Reisetage: 18
Länder: Österreich, Ungarn, Rumänien, Republik Moldau, Bulgarien, Serbien
Gefahrene Kilometer: 3.616
Übernachtungen: 9 Zeltnächte, 8 Nächte im gemachten Bett

Vielen Dank für’s Lesen, Mitreisen, Mitfiebern … Im September startet die nächste Ausfahrt, dann wieder mit dem Bobo-Porsche, dem Brompton-Faltrad!
Alles Liebe & Dank
Mario

Donaustimmungen, Wettersturz und Fisch in großen Töpfen


  1. Tag: Samstag, 28. Mai

Strecke: Eșelnița – Moldova Veche (RO) – Bela Crkva (SRB) – Pančevo – Bezdan

Streckenlänge: 428 km

Ab Eșelnița geht es immer den Schdrom entlang, gelassen und isoliert rollt das Automobil stromaufwärts durch das Donautal: Der Nationalpark Eisernes Tor, ein in Stein gemeisselter Königskopf, auf serbischer Seite die Festung Golubac und immer lockt der Fluss, stellenweise felsig eingerahmt schlank, anderenorts weitläufig wie ein See …
Nur das Wetter ist launig und entscheidet sich auf Umschwung, lässt die Temperatur stürzen und schickt Regen. Ab dem rumänisch-serbischen Grenzübertritt ist es vorbei mit der Poesie, ab jetzt zählt nur noch die Kilometerleistung. Quer durchs Land bis in den letzten serbischen Winkel, natürlich auch dieser am Schdrom. Die Čarda Pikec bei Bezdan ist ein Sehnsuchtsort und Start- oder Endpunkt jeder Balkanreise. Direkt am Wasser wird Pörkölt in großen Töpfen serviert, die Spezialität des Hauses, eine Art Fischgulasch mit Filetstücken vom Karpfen, Hecht, Wels oder Zander. Donauschiffe ziehen vorbei und dem letzten Reisetag geht das Licht aus …

Ein Grenzslalom, Euphorie und ein Spurenproblem


  1. Tag: Donnerstag, 26. Mai

Strecke: Midschur – Campingplatz (nahe Belogradtschik)

Streckenlänge: 32 km
Wanderung: 5 h

Der Wecker meldet sich um Punkt Sechs, Haus und Bett werden zurückgelassen, rauf auf den Berg mit leichtem Gepäck. Die Wolken haben sich verzogen nur die Steigung bleibt bis kurz vorm Ziel, die letzten Kilometer geht es den Kamm entlang, ein serbisch-bulgarischer Grenzslalom. Ein grenzüberschreitender Weitblick entschädigt für all die Plagen, einzig die Aussicht auf den steinig-steilen Abstieg dämpft die Euphorie.
Bär wurde leider wieder keiner gesichtet, nur seine Spuren. Apropos Spuren, die Spuren der Zweibeiner sind ebenso nicht zu übersehen, nicht nur im Balkangebirge, leider auf der gesamten Reise-Route.
Die Campingplatz-Oase sorgt für alle notwendigen Freuden eines anstrengenden, wie gleichsam wunderbaren Tages: Wasser zum Waschen, traditionelle Küchentöpfe und ausreichend Erfrischungsgetränke!

Ein aufgebrachter Schdrom, Wehmut und das letzte Abendmahl


  1. Tag: Donnerstag, 7. Oktober

Strecke: Stari Slankamen – Novi Sad – Apatin – Bezdan

Streckenlänge: 164 km

Der Wind ist nicht zu beruhigen, der Schdrom ist aufgebracht. Ein Teil der für heute angedachten Strecke ist bereits abgefahren, das vergrößerte Zeitfenster wird in vermehrte Erfrischungspausen investiert. Eine kulturelle Pause bringt die Festung Petrovaradin hoch über dem Schdrom mit einem besonderen Blick auf Novi Sad. Der vorletzte Tag lässt Wehmut aufkommen, die trübe Großwetterlage hilft kräftig mit und auch die Lieblingsplätze strahlen nicht wie gewohnt. Einzig die Pikec Čarda, Start- und Endpunkt direkt am Schdrom, kann die Stimmung trotz Regen anheben. Diesmal nicht unter freien Himmel, diesmal in der Stube, ein letztes Abendmahl mit Live-Musik und Fischgulasch.

Wieder an Schdrom, Wind aus allen Richtungen und Planen unmöglich


  1. Tag: Mittwoch, 6. Oktober

Strecke: Belogradschik – Vidin – Bregovo (BUL) – Negotin (SRB) – Donji Milanovac – Golubac – Ram – Belgrad – Stari Slankamen

Streckenlänge: 460 km

Den zweiten Rückreisetag dominiert der Wind. Kein Rückenwind, kein Gegenwind, es bläst aus allen Richtungen. In Vidin gibt es nach fast zwei Wochen ein Wiedersehen mit dem Schdrom. Vidin liegt in einem Dreiländereck eingebettet, nördlich, sowie am gegenüberliegenden Ufer wird rumänisch gesprochen, ein Stück weiter westlich serbisch. Die Donauuferpromenade ist das reizvollste an der Stadt, Leben möchte man hier lieber nicht, es bröckelt an allen Ecken und Enden. Ein Grenzübertritt ohne langen Aufenthalt und nach einem Abstecher ins Landesinnere rollen die Räder durch den Nationalpark Đerdap zurück zum Schdrom. Zwischen serbischen und rumänischen Donauufer ist der Schdrom am reizvollsten. Der Fluss durchbricht die südlichen Karparten, breitet sich aus zu Seenlandschaften und verdünnt sich zu schmalen Durchbrüchen. Die Festung Golubac bäumt sich auf und später unterhalb der Festung von Ram, inzwischen liegt beiderseits der Donau wieder serbisches Festland, führt eine Autofähre ans gegenüberliegende Ufer. Heute nicht, der starke Wind macht den Schdom unpassierbar. Somit wird eine Weiterfahrt nach Bela Crkva verunmöglicht. Die Reise bleibt unplanbar, auf Umwegen, inzwischen bei Kunstlicht, durch das herausfordernde Belgrader Autobahnkreuz, bis zu einer weiteren Herzstation, der kleinen Ortschaft Stari Slankamen, dem heutigen Zielhafen.

Immer den «Schdrom» entlang, Hirter statt Jelen und eine Zusammenfassung


16. Tag: Freitag, 27. September

Strecke: Bezdan (SRB) – Baja (HU) – Wien (A)

Streckenlänge: 453 km

Ein Fischer bricht auf zur Jagd, die Katzen wärmen sich in der Morgensonne, ein letzter Häferl-Kaffee am Bezdaner Ufer mit Blick auf den «Schdrom» und gegenüberliegende kroatische Dorf Batina.
Der Rest ist schnell erzählt: Start, Bezdan, rechtes Donau-Ufer (aus Sicht gegen den Strom). Bei Baja über die Donau drüber und rauf aufs große graue Band. Ziel, Wien Wasserwiese, linkes Donau-Ufer.
Im Schrebergarten warten die Erfischungsgetränke: Zipfer statt Jelen.

Zusammenfassung:
Reisetage: 16
Gefahrene Kilometer: 3761 Kilometer
Länder: Österreich, Ungarn, Serbien, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien.
Zeltnächte: 14
Hotelnächte: 1
Getrunkene Biere: Zipfer (A), Jelen, Zaječarsko, Lav (SRB), Tirana, Elbar, Korça (ALB), Skopsko (MKD)

Dauerregen, Ende wie Anfang und ein letztes Stück vom Glück bevor …


15. Tag: Donnerstag, 26. September

Strecke: Bela Crkva – Pančevo – Bezdan

Streckenlänge: 291 km

Der erhoffte Ruhetag am See fällt dem Dauerregen zum Opfer. Statt dessen führen die Straßen wohl oder übel Richtung nach Hause. Die Rapid-Viertelstunde unserer Reise ist längst angebrochen. Um doch noch in die Verlängerung zu kommen wird der Pikec Čarda nahe Bezdan, direkt am «Schdrom», noch einmal ein Besuch abgestattet. Der Startpunkt soll auch Schlusspunkt werden.
Am Weg liegt Pančevo, das Sauwetter tut der an sich schon hässlichen Stadt keinen Gefallen. Weiter durch die Vojvodina, von ganz unten nach ganz links oben. Das Wetter hat sich inzwischen beruhigt, die Sonne feiert ein Comeback. Noch einmal das Paradies genießen bevor der Alltag in unsere Leben zurückkehrt.

Artisten, Tiere, Attraktionen, eine Monsterfahrt und eine Oase in Bela Crkva


14. Tag: Mittwoch, 25. September

Strecke: Skopje (MKD) – Niš (SRB) – Bela Crkva

Streckenlänge: 450 km

Skopje gleicht einem überdimensionierten Märchenpark. Am zentralen Platz schwingt Alexander der Große zu Pferd sein Schwert, unterhalb laufen die Krieger umgeben von Löwen – Artisten, Tiere, Attraktionen! Ein Figurenpark voller Könige, Revolutionäre, Patriarchen, holder Weiber, … Und überall spritzt Wasser, von oben nach unten, von unten nach oben, in allen Stärken, von Kaskaden bis Sprühregen. Steinbrücken, Bazare, Burgen, Boulevards, Triumphbögen, dazwischen verstreut die Ostblock-Architektur-Ruinen.
Erschöpfung setzt ein, die Köpfe sind randvoll mit Erlebnissen, Eindrücken, Bildern. Skopje wird fluchtartig verlassen. Es folgt eine Monsterfahrt. Eine kurze Erfrischungspause an der Nišava in Niš und weiter immer dem Asphaltband quer durch Serbien. Bei Smederevo wird der «Schdrom» überquert und in Bela Crkva nahe der rumänischen Grenze steht das Zelt am Ufer eines kleinen Sees. «Camping Oaza» ist bereits eine fixe Konstante auf jeder Balkanreise. Inzwischen ist die natürliche der künstlichen Beleuchtung gewichen, statt Grillfleisch gibt es Nudeln aus dem Packerl, dazu ein Flascherl albanischen Vranac und danach wird auch das künstliche Licht ausgeknipst.

Kriminelle Piste, Blechlawine und ein Kulturschock am Shkodra See


7. Tag: Mittwoch, 18. September

Strecke: Uvac Canyon – Sjenica (SRB) – Bijelo Polje (MNE) – Lake Shkodra (ALB)

Streckenlänge: 241 km

Zum Frühstücks-Gaskocher-Kaffee das selbe Bild, nur diesmal kommt die Sonne von vorne, über uns kreisen die Weißkopf-Gänsegeier.
Die Rumpelpiste führt zurück nach Sjenica. Die serbische Kleinstadt liegt 1.000 Meter über der Adria, besitzt mehrere Moscheen und die Mehrheit der Einwohner bezeichnet sich als Bosniaken. Der Kaffee verdrängt das Bier als Haupterfrischungsgetränk. Von Sjenica führt eine asphaltierte Berg-Und-Tal-Spur Richtung montenegrinischer Grenze. Einige wenige Ansiedlungen und Aus, irgendwann ist auch der Asphalt weg, übrig bleibt eine Piste. Anfänglich noch akzeptabel, die letzten Kilometer kriminell endet sie vor einem Schranken mit Stopp-Schild, Montenegro in Sichtweite. Nach einer Schreckminute, der Schranken ist unversperrt, steht einem Grenzübertritt nach Montenegro nichts mehr im Wege.

Nachtrag/Beobachtungen zu Serbien:
– Landschaft top, Abfallwirtschaft flop!
– Nicht jeder Wegweiser ist auf die westeuropäische Typografie adaptiert.
– Geraucht wird örtlich unbegrenzt und in allen Lebenslagen.
– Jedem Serben sein Herren-Umhängtascherl.
– Jedes Dorf besitzt einen «Vulcanizer»
– Die Rindsviecher tragen noch stolz ihre Hörner.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Ab Montenegro gibt es wieder ausreichend Asphalt. In Bijelo Polje gibt es ein zweites Frühstück. Der angepeilte Campingplatz nahe des Nationalparks Biogradska Gora befindet sich im Umbau. Und unweit später staut sich eine Blechlawine. Augen zu und durch nach Albanien! Podgorica, die unattraktivste Haupstadt Europas wird rechts liegen gelassen und an der Grenze zu Albanien feiert ein längst vergessenes Schauspiel sein Comeback: der Grenzstau!
Irgendwann wird der Campingplatz am Shkodra See dann doch erreicht, eine Kleinstadt mit Wohnmobilen aus allen Nationen. Nach der gestrigen einsamen Nacht ein Kulturschock. Zeltaufbau, Essen, Trinken und schnell einschlafen!

ps: aus Sehnsucht noch einmal der Uvac im Bild, diesmal aus der Frühstücksperspektive.

Eine Mission, wo ein Wille auch ein Weg und der schönste Platz auf Erden


6. Tag: Dienstag, 17. September

Strecke: Zlatibor – Gostilje – Nova Varoš – Uvac Canyon

Streckenlänge: 128 km

Bergauf, bergab führt eine schmale Nebenstraße durch eine sanfte bucklige Welt nach Gostilje. Ein kleines Nest mit großem Wasserfall. Diesmal gibt es Wegweiser zu dem auf terrassenförmig angelegtem, mit Holzbrücken und Steintreppen verbundenen Areal. Bevor der große Besucher_innen-Ansturm beginnt sind wir schon wieder auf der Weiterreise. Eine Hochschaubahn führt durch Kiefernwälder und Weideflächen zurück auf die Hauptroute nach Nova Varoš. Nova Varoš, eine selten unbeschreiblich hässliche Kleinstadt, ist das Tor zum unbeschreiblich beeindruckenden Uvac-Canyon. Eine angekündigte Touristen Info war schon vor zwei Jahren unauffindbar.
Auf der Suche nach der großen Schlange. Der Uvac und die Wege zum Fluss/Stausee sind ein streng gehütetes Geheimnis. Keine Wegweiser, kein Nichts. Der einfachste Weg ist der nach Rastoke, von wo aus kleine Boote auf dem Wasserweg in den Canyon führen. Aber diesmal ist der Landweg die Mission. Wer den richtigen Einstieg nicht findet landet im Nirgendwo. Wer wagt gewinnt! Und wer den Zugang erst einmal gefunden hat, den erwartet mitten in der Einschicht aus heiterem Himmel eine einwandfreie Hinweistafel. Das Knacken der kyrillischen Schriftzeichen ist der zweite Schritt zum Glück. Über eine 15 Kilometer lange Rumpelpiste wird das Ziel erreicht, erhaben trohnt ein Felsvorsprung, unterhalb windet sich durch unzählige Kehren der Uvac Jezero. Ein unvergesslicher Blick! Knapp hinter dem Felsvorsprung gibt es seit einem Jahr einen kleinen Getränke Imbiss der um 18 Uhr sperrt. Ab jetzt gehört der Uvac, der Canyon, die Umgebung, das Tischerl an der Felskante uns ganz alleine. Der schönste Platz auf der Welt!
Genau hier wird jetzt aufgekocht, die Sonne im Rücken, den Uvac im Blick, rundherum nur unberührte Natur. Auf der Speisekarte stehen Nudeln mit Spinat- und Käsesauce beigleitet von einer Flasche Vranac. Nie mehr Wegbewegen von diesem Platzerl!

ps: Das Zelt steht zwischen Wölfen und Bären mitten im Wald.