Sparen, zaubern und laufen wie ein Nurmi


23. Tag: Dienstag, 10. Juli

Strecke: Helsinki (Karte)

Die Eingewöhnungsphase auf die Großstadt ist schnell passiert, eine Stamm-Tränke ist gleich gefunden, die «Bar Bakkari», eine Metaller-Kneipe.
Und die Lust aufs Rollen ist auch wieder da! Der City-Sightseeing-Bus wird eingespart und stattdessen die Route nachgeradelt. Eine einfache Rechnung: 30 Euro sind umgerechnet 4-einhalb Erfrischungsgetränke und gleichzeitig ein Aufwärmtraining für die letzten Kilometer. Mein Finanz-Vermögens-Berater würde stolz auf mich sein! «Hop-On-Hop-Off» mit dem Faltrad: «Laufen wie ein Nurmi», kommt von Paavo Nurmi, der finnischen Lauflegende. Auch der finnische Komponist Jean Sibelius wird mit einem Denkmal geehrt. Etwa sechs Prozent der Einwohner von Helsinki sind schwedischsprachig und so sind auch die Straßen in beiden Sprachen beschildert. Wie inzwischen schon überall gibt es auch hier ein Riesenrad. Und der unnötigste Hotspot ist die «Bad Bad Boy» Skulptur, ein überdimensionaler glatzerter Bub der «wischerlt» (uriniert). Gleich daneben gibt es einen Stand mit «Bad Bad Boy» Hot Dogs – einen Guten!
Bei so viel Ersparnis geht sich auch noch ein Tram-Fahrschein aus. Mit dem 3er kreuz und quer durch die Stadt/Vorstadt. Auch in der Straßenbahn herrschen finnische Umstände, nach der einen Endstation (Olympia Terminal) wird der 3er unangekündigt zum 2er. Einsteigen in die Drei, Aussteigen aus der Zwei, finnisch-fauler Zauber. Immer wieder wachsen unangesagt Steinberge aus dem Boden, von einem rinnt Wasser, in einem anderen wohnt eine Kirche, die «Rock Church». Und irgendwann ist auch wieder genug mit Kultur, Zeit für Zerstreuung: Heute laufen wieder 22 Männer einem Ball nach …

Die Hauptstadt, ein Pflegeprogramm und ungewohnte Gehübungen


22. Tag: Montag, 09. Juli

Strecke: Lappeenranta – Helsinki (Zug) (Karte)

Streckenlänge: 223 km (gesamt 1.981 km)

Rechtzeitig zum Hausbau beginnt es zu regnen, außen nass, innen nass, alles nass. Im engen Vorzelt wird noch ein Mitternachts-Nudel-Snack zubereitet. Jetzt nur noch den vergangenen Tag wegschlafen.
Die angekündigte Routenkorrektur: der Weg führt nicht mehr zurück ins Grenzgebiet, der Zug bringt mich in die große Stadt, die Grenzerfahrungen werden nachgeholt. Im Speisewagen verstecke ich mein Rad unterm Tisch, nur Erfrischungsgetränk bekomm ich noch keines, das Gesetz sagt «zu zeitig»! Füße langmachen und deppert aus dem Fenster schaun …
Helsinki hat 1917 Turku als Hauptstadt abgelöst, liegt im Süden des Landes an der Küste des Finnischen Meerbusens, hat weniger als eine Million Einwohner und viel Wasser rundherum. Bis auf den «Umfaller» vom Bahnhof in die Unterkunft wird heute nicht geradelt. Ich werde nach Ankunft sofort aufs Zimmer geschickt: Körperpflege, Handwaschmaschine, Trockenlegung der Ausstattung. Nach so viel Baumbestand und Kontaktarmut bereitet die Großstadt anfänglich Beklemmungen. Verloren unter Menschen, zu groß ist der Kontrast. Nach so viel Treten fühlt sich Gehen an wie eine unbekannte Art der Fortbewegung. Einen Fuß vor den anderen durch das Zentrum, die Klassiker: Kathedrale, Hafen, Meerjungfrau, Marktplatz, … bis die Beine nicht mehr wollen. Heute wird zeitig Schluss gemacht!

Figuren-Yoga, ein harter Werktag und eine Routenkorrektur


21. Tag: Sonntag, 08. Juli

Strecke: Parikkala – Imatra – Nuijamaa – Lappeenranta (Karte)

Streckenlänge: 130 km (gesamt 1.758 km)

Das runde Leder ist den Finn_innen relativ gleich, sie sind schon im Finale – im Karaoke-Gesang und in der Engtanzrunde. Während die WM-Gastgeber zu Hause bleiben, steppt im einzigen Pub von Parikkala der Elch!
Die gestrigen Glücksausschüttungen haben sich inzwischen wieder beruhigt und manche Tage sind einfach «gschissn», so wie heute. Ein harter Werktag «9 am to 10 pm» am Rad. Angefangen hat alles sehr entspannt im Skulpturenpark des künstlerischen Außenseiters Veijo Rönkkönen, seine Lieblings-Motive: Selbstporträts in verschiedensten Yogaverrenkungen. Danach durchs finnisch-russische Grenzgebiet. Mit schweren Beinen geht nix weiter. Imatra hat einen trockenen Wasserfall und eine Rennstrecke, wo Menschen mit Maschinen im Kreis fahren und dabei unnötig jede Menge Gummi und Benzin verbrennen. Von der Rennstrecke führt eine einsame Straße wieder ins Grenzgebiet bis zum Niemandsort Nuijamaa. «Nichts» ist ein Hilfsausdruck! Auch der Reisebuchbegleiter führt immer wieder in die Irre. Neuer Plan, Streckenänderung, weg von der Route, rauf nach Lappeenranta um noch irgendetwas Festes und Flüssiges zu bekommen. Und eines ist auch klar, Elche gibt es in Finnland nur auf Verkehrsschildern, das dafür ganz schön häufig. Lappeenranta am Saimaa-See ist auch kein Bringer, austauschbar, modern, unsympathisch. Heute wird das nichts mehr, jetzt schnell noch einen Schlafplatz finden. Zum Einschlafen noch eine Sigi Maron Textzeile: «Schee is des Lebm, is de Oabeit vuabei!»

Fast Ehrenmitglied, fast Schluss und ein Hoch auf Kesälathi!


20. Tag: Samstag, 07. Juli

Strecke: Kitee – Kesälathi – Parikkala (Karte)

Streckenlänge: 98 km (gesamt 1.628 km)

Im lokalen Pub von Kitee treffen sich alle Altersklassen. Die «Oldies» lauschen dem Alleinunterhalter, der finnische Weisen trällert, die «Youngsters» machen sich selbst den Kasperl, das «Mittelalter» pendelt zwischen den Polen. Eines haben alle gemeinsam, zu fortgeschrittener Stunde, einen ordentlichen Rausch. Anschlussprobleme? Ausgeschlossen! Der ortsansässige Motorrad-Club bestaunt mein analoges Zweirad. Respect! Bevor die Verbrüderung zu eng und mit der Ehren-Clubmitgliedschaft gedroht wird, ziehe ich es vor den Zeltplatz aufzusuchen.
Nächtens sind es nicht die Gelsen die Nerven, sondern winzige Ameisen die herzhaft zubeißen. Trockene Socken bringen gar nichts solange das Schuhwerk noch unter Wasser steht. Nasse Füße stören beim Treten nicht. Strecke/Landschaft? Same, same! Die Rad-Stör-Geräusche werden immer aufdringlicher, ich rede meinem Begleiter gut zu um durchzuhalten und verspreche bei der nächsten Sitzgelegenheit ein Service. Die Probleme liegen außerhalb der Möglichkeiten, sowohl Schaltung als auch Vorderradlager. Während der Radpflege bekomme ich eine unverlangte Bibelstunde eines Reisepredigers. Schnell weiter. Kurz vor Kesälathi ist endgültig Schluss, das Radlager bricht auf. Weiter fahren unmöglich.  Aus! Schieben! Das Glück ist ein Vogerl und setzt sich auf meine Schultern in Form einer Mitfahrgelegenheit. Zwei ältere Damen, ein älterer Herr, ein Zwerg-Collie. Kein Englisch, dafür ein geschulter Blick, «Lagerie»! Nicht nur die Mitfahrgelegenheit, der wissende Fahrer bringt mich auch gleich an die richtige Adresse: Privathaus samt Rad-Heimwerker-König. Improvisation ist alles – Dank an alle guten Geister, Dank an Kesälathi!
Das Brompton schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Die letzten knapp 50 Kilometer nach Parikkala muss die Hauptstraße herhalten. Kaputt, dafür glückliches Einrollen in Parikkala, eine Kleinstadt wie viele andere: ein großer Supermarkt ohne Menschen, ein einziges Pub, sonst nix. Aber das genügt, das Leben ist schön, das Leben auf Reisen am Schönsten!

Dreigangschaltung, Selbstgespräche und ein Wetterkarussell


19. Tag: Freitag, 06. Juli

Strecke: Ilomantsi – Värtsilä – Kitee (Karte)

Streckenlänge: 113 km (gesamt 1.530 km)

Eine Nacht ohne Gelsen, das hat was und inzwischen geht auch die Sonne für ein paar wenige Stunden unter. Der Morgen beginnt sonnig, an der Gangschaltung wird geschraubt, die gestrige Missstimmung ist verflogen. Das Schrauben hilft nix, von sechs Gängen lassen sich nur noch drei einwandfrei schalten.
Die Landschaft steckt noch immer in der Wiederholungsschleife, was auch mit ein Grund dafür ist, dass meine Einträge sich gleichen. Immer entlang der Via Karelia (Karelien, Region in Finnland und Russland), ich habe großen Spaß mit mir, die eintönige Umgebung führt zu sonderbaren Selbstgesprächen, aber das würde jetzt zu weit führen! Vielleicht ein unverfängliches Beispiel: «Mein Nudellieferant Knorr würde sich gut als Sponsor machen …?!» Sonne, Wolken, Regen, Gewitter geben einander die Hand – drei Mal waschelnass, drei Mal wieder aufgetrocknet. Aktueller Status: Oben trocken, die Füße stecken noch immer in einem Wasserbad. Inzwischen riecht alles ein bisserl modrig, das Öffnen der Gepäckstasche verströmt das Odeur von Katzen-Pisse.
Ab dem Grenzort Värtsilä verändert sich auch die Landschaft, zwischen das viele Holz drängen sich fette Wiesen. Die Kühe haben die Rentiere abgelöst und es duftet schon ein wenig nach Heimat. Auf den letzten Kilometern machen die Speichen Probleme und andere nicht definierbare Störgeräusche dringen ins Ohr. Ein ordentliches Service wäre angesagt, aber dafür sind die Sonnenfenster zu kurz und mein handwerkliches Talent zu bescheiden. Die Endstation Kitee serviert das erste Erfrischungsgetränk, inzwischen regnet es wieder und das Zelt bekommt heute einen Wiesenplatz neben einer Tankstelle.

Freizeit Aktivitäten, eine Rückreise und ein kleines bisschen Horrorschau


18. Tag: Donnerstag, 05. Juli

Strecke: Lieksa – Hattuvaara – Ilomantsi (Karte)

Streckenlänge: 136 km (gesamt 1.417 km)

Rückblick: Im lokalen Pub werden die Besucher_innen multi-beschallt: Karaoke-Gesänge aus dem Nebenraum mischen sich mit gängiger Pub-Mucke und Live-WM-Berichterstattung.
Der Ruhetag beginnt mit Sauna, wird beinahe zum Krankenstand – «Sturz beim Selfie von der Terrasse!» – setzt sich fort mit einem «Lounas» (finnisches Mittagsbuffet) und gipfelt in einem Pub-Aufenthalt, der Wirt winkt bereits aus der Entfernung. Jetzt die traurige Nachricht: Konsti-Monsti beschließt die Heimreise anzutreten: «Lieber Wiener-Hitze, als finnischer Regen! Lieber Wiener Schnitzel, als nicht gefangener Frisch-Fisch! Lieber ein Quälgeist Namens ‚Ghost‘ der zwickt, als Millionen Quälgeister die stechen!» Baba, mein Freund, Reisepartner und Sozialbua, du warst großartig und wirst mir fehlen!
Konsti steigt in den Zug, ich aufs Brompton. Die Radkarte verspricht nichts Gutes. Kurz nach Lieksa gibt es noch einen letzten Kaffee, danach folgen 70 Kilometer unter Dauerbewässerung bis zur ersten Erfrischung. Wenn einmal alles bis auf die Haut nass ist, dann ist auch schon alles wurscht – Hirn ausschalten und treten! Die Ausschau nach einer Mitfahrgelegenheit geht ins Leere, die vereinzelten Autos auf der Rumpelpiste haben ein entgegengesetztes Ziel. Letztendlich klappt es dann doch noch mit einer Kurzstrecken-Mitfahrgelegenheit (10 km) im Automobil nach Hattuvaara. Die Tragödie geht in die Verlängerung, auf den letzten 40 Kilometern gibt die Kettenschaltung den Geist auf und das, wegen Unwetters angepeilte Hotel hat vorerst geschlossen, erst nach Intervention öffnet sich die Pforte. Ein Saunabesuch versöhnt, aber genug jetzt, mir stehen die Sinne nach Zerstreuung!

Nachricht an Konsti: «Sehr schlechte Straße, immer wieder Anstiege, auf Nieselregen folgt Dauerregen und die Mistviecher sind auch noch immer überall. Du hast es richtiggemacht!»

Nur noch 7 Mal schlafen


Montag, 11. Juni

Die Räder sind getuned (Danke Dominik/Cooperative Fahrrad!), die Camping-Ausrüstung aufgestellt, um Kochgerätschaften erweitert und auch die neue Regenhaut sitzt perfekt (Danke Mirjam & Robert/Treksport!) Darüber hinaus hat Freund Dieter seine Angelausrüstung zur Verfügung gestellt – Danke sehr vielmals! Bis dato hatte ich noch keinen Fisch an der Leine und die freche Verwandtschaft hat gespottet: «Dann kauf dir doch einen!» Diesmal muss es klappen, die Alternative heißt: hungern!
Und, ich habe einen jungen Reisebegleiter, mein «Buam» Konstantin, Rufname «Konsti-Monsti».
Ab kommenden Montag geht es über Oslo nach Kirkenes und von dort an den letzten norwegischen Zipfel, unseren offiziellen Startpunkt direkt an der russischen Grenze an der Barentssee. Die Strecke von St. Petersburg bis zum Schwarzen Meer immer entlang des ehemaligen «Eisernen Vorhangs» (EuroVelo 13) ist bereits abgeradelt, jetzt fehlen nur noch die letzten 2.000 Kilometer von Grense Jakobselv/Barentssee (NOR), durch ganz Finnland bis St. Petersburg (RUS). Nur noch 7 Mal schlafen, dann lassen wir die Räder rollen!

Aufsteigen und mitradeln, begleitend zur Reise gibt es – so das Internetz will – einen täglichen Blog.

Alles Liebe
Mario

3.798 Kilometer in 39 Tagen durch acht Länder und ein großes Danke!


40. Tag: Samstag, 22. Juli

Zusammenfassung:

Start: Riga/Lettland
Ziel: Wien/Österreich
Entlang der Grenze des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ durch acht Länder: Lettland, Litauen, Russland, Polen, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Österreich
3.798 Kilometer in 39 Tagen
25 Nächte im transportablen Einmannhaus
14 Nächte in gemachten Betten
1 Patschen (Platten)

Danke an:
Die Liebste
Lili, für die beste Rundumbetreuung
Brompton/Cooperative Rad (www.fahrrad.co.at)
Schwalbe Reifen (www.schwalbe.com)
Treksport (www.treksport.com)
Augustin (www.augustin.or.at)
… und vor allem an EUCH für’s Blog-lesen und mitfiebern – DANKE!
Alles Liebe
Mario

„Heimtrainer-Strecke“, ein „Patschen“ im Finish und auf ein „Ansa-Menü“ im Knusperhäuschen


39. Tag: Freitag, 21. Juli

Karte

Strecke: Bratislava (SK) – Wien/Wasserwiese (A)

Streckenlänge: 60 km

Zeitig verlasse ich mein „Botel“ in Bratislava. Die Ufo-Brücke und die Bratislava Burg zeichnen sich noch lange im Rücken ab. In Hainburg an der Donau noch ein Frühstück zur Stärkung für die „Heimtrainer-Strecke“ immer den Damm entlang bis nach Wien. Mit dem Zug fahren wäre ein gravierender Schönheitsfehler. Also zum x-ten Mal rauf auf die endlose Gerade. Fad ist ein Hilfsausdruck. Motivation stellt sich ein kurz vor Ort an der Donau ein, mein lieber Freund Dieter kündigt sich an. Treffpunkt, Lobau, Knusperhäuschen, eine meiner Herzstationen. Ab sofort tritt es sich leichter, bis rund 20 Kilometer vor Wien, auf einmal wirds unrund. Ein „Patschen“! Unglaublich, 3.800 Kilometer über die unmöglichsten Untergründe haben mich meine „Wunderreifen“ getragen und jetzt kurz vorm ultimativen Erfrischungsgetränk geht dem Vorderreifen die Luft aus. Der Übeltäter, ein messerscharfer spitzer Stein ist gleich gefunden, mein Reifen ist absolut schuldlos. Österreich, ein gefährliches Pflaster. 15 Minuten Pannenbeseitigung und 30 Minuten Restweg später, sitze ich mit Freund Dieter vereint unter einer stattlichen Kastanie bei einem „Ansa-Menü“: Pferd in Semmel plus Wieselburger (Bier). Großartig. Später im Schrebergarten wird mit den Eltern, Relli und Dieter die Reise nachbearbeitet. Schön. Danke!

Die March, der verschwundene Zielhafen und a bissi traurig


38. Tag: Donnerstag, 20. Juli

Karte

Strecke: Valtice – Břeclav (CZ) –Reintal (A) – Rabensburg – Hohenau (A) – Vysoká pri Morave (SK) – Devín – Bratislava

Streckenlänge: 106 km

Heute sag ich Tschechien Baba und nach einem kurzen Österreich-Gastspiel tauche ich ein in die Slowakei. Nach Hohenau wird die March (Morava) überquert. Die March ist sowohl Grenzfluss der Slowakei mit Tschechien als auch auf 91 Kilometer mit Österreich. Bei Devin kurz vor Bratislava mischt sie sich in die Donau und reist mit ihr ins Schwarze Meer. Die March ist fast den ganzen Tag meine Begleiterin. Aulandschaften, Felder, Wälder auf der ganzen Strecke. Ein Phänomen: Kaum glaubt man alles „in trockenen Tüchern“ zu haben, passiert ein Hoppala und ich lande in der Botanik. Ein See neben einer Industrieruine wird holprig umrundet bis wieder, wie aus dem Nichts, der Radweg auftaucht. Auf dem Ganzen Weg gibt es nur zwei grenzüberschreitende Verbindungsstraßen (abgesehen von einer kleinen Autofähre bei Angern, und einer Fahrradbrücke bei Schlosshof), eine in Hohenau, die nächste erst wieder in Bratislava. Am Zusammenfluss von March und Donau steht das „Tor zur Freiheit“ zum Gedenken an die 400 Menschen die in der Tschechoslowakei bei Fluchtversuchen ums Leben gekommen sind. In Devin, oben thront die Burgruine, unten suche ich vergeblich nach meinem Lieblingsort an der Donau. Das kleine schrullige Fisch- und Grill-Imbiss, direkt am Wasser nahe der Schiffanlegestation, ist verschwunden. Das wäre mein ideeller Zielhafen gewesen. Schwer enttäuscht trete ich die letzten Kilometer bis nach Bratislava. Hier schließt sich ein Kreis, mit heute ist die „Eiserne-Vorhang“-Strecke von St. Petersburg (RUS) bis nach Tsarevo (BG) vollständig abgeradelt. Das Bett für die letzte Nacht in der Fremde schaukelt in einem Schiff direkt auf der Donau und während des Blog-Schreibens schaue ich direkt auf die Bratislaver Ufo-Brücke. Trotz Freude auf zu Hause bin i a bissi traurig!