Rauer Charme, Hipster Kneipen und berechnende Tradition


14. Tag: Donnerstag, 21. Dezember 2023

Strecke: Belgrad

Der Morgen auf dem Kalemegdan-Hügel ist wie immer ein Hochgenuss. Die Sonne ist nach der gestrigen Verstimmung auf wieder am Start. Unter der Pobednik (Der Sieger) Säule vereinigen sich Save und Donau, dahinter breitet sich das eher schroffe Novi Belgrad aus.

Belgrad mag beim ersten Kontakt etwas grobschlächtig wirken, der weiche Kern will erarbeitet werden. Die Stadt befindet sich gerade im Umbruch: zahlreiche Baustellen, Stadtviertel verschwinden, neue entstehen. So entsteht, wo sich einmal das schmuddelige, dafür umso lebendigere Viertel Savamala stand, eine von Investoren ausgedachte „Belgrade Waterfront“. Auch der ehrwürdige Hauptbahnhof musste diesem Projekt weichen.

Auch im Zentrum führen die teils schäbigen Fassaden in die Irre, die Dichte an Hipster-Bars/Cafes ist auffällig. Der rauhe Charme der ersten Eindrücke täuscht, Belgrad verordnet sich zeitgeistigen Chic. Im Gegenzug bieten Souvenirläden T-Shits von Attentätern und Kriegsverbrechern zum Kauf an.

Nur in der Skadarlija wird noch, dem Tourismus wegen, die Tradition gepflegt. Viel gegrilltes Fleisch, abends mit Musikbegleitung von Tisch zu Tisch.

Auch beim Belgrader Busbahnhof ist alles beim Alten, große Brummer, ein ständiges Kommen und Abfahren. Um 21 Uhr ist es soweit, ein Doppeldecker, bringt Rad und Fahrer hoffentlich gut nach Hause.

Ein Teufelsritt, eine Zieleinfahrt und ein Ewiges Derby


13. Tag: Mittwoch, 20. Dezember 2023

Strecke: Stari Banovci – Zemun – Belgrad

Streckenlänge: 36 km (837 km)

Die erhoffte, ruhmreiche Spazierfahrt nach Belgrad fällt vorerst aus. Zuerst wird aus Eigenverschulden die Route verändert und endet im schlammigen Nirgends. Später sind es die immer wieder fehlenden Radwegweiser, bleiben nur die stark befahrenen Einfahrtsstraßen. Als Krönung erneut grenzwertige Zwischenfälle mit verhaltensauffälligen Hunden. Ein Teufesritt. Am Rande von Zemun ist von der ruhmreichen Zieleinfahrt wenig über, erst ab Zemun-Zentrum glätten sich die Wellen und ein Radweg neben der Donau führt gelassen nach Novi Belgrad zum Zusammenfluss von Save und Donau. Die Haus-/Vergnügungs-Boote am Fluss sind  allesamt eingewintert, im Wasser dazwischen schwimmen Tonnen von Müll. Am Save-Ufer gegenüber der Kalemegdan-Festung wird auf das Ziel angestoßen. Belgrad zeigt sich von seiner ruhigsten Seite, vereinzelte Flaneure genießen die Stille in der Großstadt. Rad und Fahrer posieren für das Zielfoto.

Mit der Überquerung der Brankov Most ist es vorbei mit der Ruhe. Belgrad pulsiert.

Der heutige Tag ist kein Tag wie jeder andere, heute steigt das Belgrader Derby zwischen Partizan und Roter Stern. Das „Ewige Derby“ gilt als hitzigstes Stadt-Derby Südosteuropas.

Vor dem Stadion herrscht gespannte Ruhe, keine Gegänge, keine Pöbeleien, kleine Grüppchen, eine Übermacht an Polizei. Die Ordnungshütern in voller Montur, mit Schildern, zu Pferd und zu Fuß. Im nicht überdachten Stadion von Partizan ist noch genügend Platz, nur im Gästesektor von Roter Stern wird es eng. Zum Spielanpfiff glänzen die Roten Sterne mit einer gut vorbereiteten Choreografie, die Partisanen belassen es bei schlichten Gesängen. In der ersten Spielhälfte ist von „hitzig“ noch keine Spur, es ist bitter kalt im Oval. Ein gegebener Elfmeter und das darauffolgende Tor für Partizan bringt einen kleinen Energieschub, der zur Pause wieder verpufft. Nach dem Wiederanpfiff sorgt der Roter-Stern-Sektor für Unterhaltung mit einer Feuer-Show. Da Stadion verschwindet im Pyro-Nebel. Spielunterbrechung. Die gegenseitigen Schmähungen in den Gesängen zielen bei unverständigen Ohren ins Leere und so ist nur an den Gesten zu erkennen, dass es sich nicht um Freundlichkeiten handelt. Auch am Spielfeld wird gestänkert, es fallen noch zwei Tore und Partizan gewinnt mit 2:1.

Eine nette Unterhaltung zum Tourabschluss und nach einer Stunde Heimweg ist auch der tiefgefrorene Körper wieder nahezu aufgetaut.

Schweißtreibende Gebirge, lästige Hunde und köstliche Sarma



12. Tag: Dienstag, 19. Dezember 2023

Strecke: Novi Sad – Sremski Karlovci – Stari Slankamen – Stari Banovci

Streckenlänge: 74 km (801 km)

Die vorletzte Etappe beginnt schweißtreibend, die Ausläufer der Fruška Gora, kleines Mittelgebirge in der Vojvodina, schrauben die Bundesstraße steil nach oben. Immer noch eine Kehre und die nächste. Am Zenit wird die Hauptroute durch eine Nebenroute ersetzt. Diesmal ist es nicht der Verkehr der nervt, diesmal sind es lästige Hunde, die das Zweirad hetzen. Drei Verfolgungsjagden, drei Mal abgehängt, aber stressfrei geht anders.
Wieder unten am Fluss wird einer weiteren Herzstation ein Besuch abgestattet. Stari Slankamen ist ein verschlafenes Nest am Wasser. Eine steile Straße mit vielen Windungen führt runter zur Donau. Es gibt zwei Wirtshäuser und am gegenüberliegenden Ufer mündet die Theiß. Keine weiteren Aufregungen, in der Gaststätte sitzen, den Blick auf den Schdrom genießen und die Gedanken plätschern lassen. Nur für zu viel Plätschern ist zu wenig Zeit vorhanden. 
Wieder zurück auf die Route die an das Marchfeld erinnert, endlose Geraden und Ackerland nach allen Richtungen.
Abseits der Reise hat Serbien am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Die SNS, die Partei des Präsidenten Aleksandar Vucic hat erneut die Wal für sich entschieden, das Oppositionsbündnis wittert Wahlbetrug und demonstriert.
Das gemachte Bett steht diesmal in Stari Banovci, einer Vorstadtsiedlung mit Wasserzugang. Reizvoll wäre schwer übertrieben, dafür springen die „Sarma“-Krautrouladen ein und retten den Abend.

Ein letzter Seitenwechsel, eine Höllenfahrt und geliebte Kraftausdrücke



11. Tag: Montag, 18. Dezember 2023

Strecke: Ilok – Neštin – Beočin – Novi Sad

Streckenlänge: 49 km (727 km)

Ein letztes Mal vor dem Zieleinlauf wartet ein Länderwechsel: Kroatien entschwindet im Rücken, Serbien im Blick. Die serbischen Grenzbeamten lassen die strengen Blick stecken, drehen die Daumen hoch und feuern an für die nächsten Kilometer. Mit dem Grenzübertritt werden die Menschen zugänglicher, dafür die Straßen ruppiger. 
Die Wahl fällt auf das rechte Donauufer für den Weg nach Novi Sad. Ein Schwanenpaar sorgt mit seinem Flügelschlag für ordentlichen Wirbel in der stillen Landschaft. Einige schweißtreibende Hügel müssen genommen werden bevor eine Labestation am Schdrom mit einem Erfrischungsgetränk belohnt.
Ab Beočin ist es vorbei mit der Idylle, die Stadt ist bekannt für ihre Zementindustrie. Auf der schmalen, in beiden Richtungen einspurig stark befahrenen Straße ist kein Platz mehr für ein Zweirad. Das so gut wie nicht vorhandene Straßenbankett ist ein einziger Schlammstreifen. In kürzester Zeit ist zwischen Reifen und Kotschützer kein Platz mehr und die Räder stehen still. An der „Ersten-Hilfe-für-das-Faltrad“ führt kein Weg vorbei. Die Weiterfahrt wird kriminell … In der Ferne erscheint die erste Donaubrücke im Sichtfenster und gibt Hoffnug auf Erlösung.
Auf der Donau-Promenade von Novi Sad wird das Rad ein weiters Mal verarztet.
Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt Serbiens und Hauptstadt der Vojvodina. Der Blick wird der Festung Petrovaradin am rechten Donauufer vereinnahmt. Während des Kosovokrieges 1999 wurden bei NATO Luftangriffen alle Donaubrücken zerstört.
Eine Altstadtrunde endet am Markt, die Stände sind bereits abgeräumt, aber das Markt-Beisl hat noch offen. In der kleinen Räumlichkeit wird der Standler-Alltag wortreich nachbesprochenen. Der beliebteste Kraftausdruck – „bitschka Madre“ – ist im allgemeinen Sprachschatz fix verankert und schmückt gefühlt jeden dritten Satz. 
Das Tageslicht ist inzwischen ausgegangen und die Weiterführung der Stadterkundung verliert sich im Tschocherl.

Wasserstopp, neue Zäune und ein gepflegtes Fischgulasch



7. Tag: Donnerstag, 14. Dezember 2023

Strecke: Baja – Hercegszántó (HU) – Bački Breg (SRB) – Bezdan

Streckenlänge: 45 km (549 km)

Den Wolken ist das Wasser ausgegangen, es wird wieder „bromptonisiert“! Die Mitfahrgelegenheiten der vergangenen Tage haben einen bequemen Polster erwirtschaftet. Die Wetter-Kapriolen, so versprechen es die Vorhersagen, sollen vorbeigezogen sein und die Entfernung zum Ziel lässt sich ab sofort in bequeme Etappen aufteilen. Die Tageslichtstunden sind knapp bemessen: Rechtzeitige Abfahrtzeiten wollen eingehalten werden, Pausen, die Suche nach einem geeigneten Bett eingerechnet und kleine Stadtflanerien müssen auch noch in den Tageslichtrahmen passen. Also auch Kurzstrecken füllen ein ganzes Tagespensum locker aus.
Eine einzige Straße führt vom Start bis zur heutigen Endstation. Zwischen Hercegszántó und Bački Breg wird wieder einmal der ehemalige „Eiserne Vorhang“ überwunden. Das skurrile an dieser Interaktion, der „spaßbefreite Viktor“ ließ einen neuen undurchdringlichen Vorhang, mit neuen Spielregeln errichten. Alle Menschen dürfen ausreisen, aber nicht jede/r darf einreisen. Die Flüchtlingskrise 2015 veranlasste die ungarische Regierung unter Viktor Orbán zum Bau eines neuen Grenzzauns zu seinen Nachbarn Serbien und Kroatien. Die Hoffnung das alle Mauern und Zäune in den Geschichtsbüchern verschwinden war eine Illusion. Im Gegenteil das Model-Orbán macht Schule.
In die richtige Richtung und mit dem richtigen Pass ist der Grenzübertritt nicht der Rede wert. Niemand will rein, niemand will raus. Das „Mini-Rad“ sorgt für ein schmunzelndes Kopfschütteln und wird anstandslos durchgewunken.
Die letzten Kilometer nach Bezdan, eine der ältesten Ansiedlungen der Vojvodina, sind ein gefühltes Heimspiel. In der „Čarda Pikec“, einer Herzstation direkt am Schdrom, am gegenüberliegenden Ufer liegt das kroatische Batina, wird zuerst einmal ein Fass aufgemacht. Leider ist kein Bett bezugsfertig. Wenige Kilometer entgegen der Fahrtrichtung findet sich die ersehnte Herberge. Der Rest des Nachmittags/Abends wird von den gewohnten Gepflogenheiten eingenommen: Das Zweirad wird gepflegt und für das leibliche Wohl sorgt ein gepflegtes Fischgulasch aus dem Kessel.

Ps: Für alle übriggebliebenen Raucher_innen ist Serbien ein letztes Paradies. Es darf gequalmt werden: innen, außen und in allen Lebenslagen.

Routenplanung, Flussfunktionen und ein Besuch im Nirvana


  1. Tag: Mittwoch, 19. Juli 2023

Strecke: Vrhpolje – Mali Zvornik (SRB) – Tuzla (BiH) – Doboj – Banja Luka

Streckenlänge: 362 km (gesamt 9.355 km)

Bis zur bosnischen Grenze bei Mali Zvornik bleibt die Drina eine treue Wegbegleiterin. Nach einer weiteren Überquerung trennen sich die Wege.
Eine Stadtflanerie durch die hügelige Kantonhauptstadt Tuzla bringt den Bewegungsapparat wieder in Schwung. Tuzla erlangte während des Bosnienkrieges traurige Berühmtheit über die heimischen Nachrichten. Ihr einstiger Glanz blitzt immer wieder zart auf, doch auch die Verletzungen lassen sich nicht verbergen.
Ab sofort bestimmen Schlafplätze die Heimreiseroute. Die einzige Anforderung ist ein Flusszugang. Seit einigen Tagen haben Flüsse neben der Erfrischungs- auch die Hygienefunktion übernommen. Der Weg führt ins Nirvana, so auch der Name eines vielversprechend klingenden Campingplatzes. Dragan der Betreiber hat sich seine eigene kleine Welt im Nirgendwo am Fluss Bosna gezimmert. Sehr kreativ, aber letztendlich doch zu einschichtig. Ohne vorheriger Konsumation eines Erfrischungsgetränks und einem abschließenden Kaffee gibt es bei Dragan kein Entkommen, Gastfreundschaft in Großbuchstaben. Die nächste sich bietende Schlaf- und Reinigungsstation liegt am Stadtrand von Banja Luka an der Vrbas. Das Haus steht rechtzeitig vor den hereinbrechenden Sturmböen, nur das Donnerwetter wartet noch bis in die Nachtstunden.

Eine Brücke, eine Zirkus-Stadt und immer die Drina


  1. Tag: Dienstag, 18. Juli 2023

Strecke: Foča – Goražde – Višegrad (BiH) – Mokra Gora (SRB) – Bajina Bašta – Vrhpolje

Streckenlänge: 176 km (gesamt 8.993 km)

Die Drina bleibt den ganzen Tag eine treue Begleiterin. Innerhalb Bosniens werden Grenzen überschritten ohne einen Pass vorzuweisen. Die Grenzen zwischen der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska verschwimmen und werden mehrmals überschritten. Goražde liegt in der Föderation, Višegrad in der Republika. Die Wunden des Bosnienkrieges klaffen bis heute, hier moslimische Bosniaken, dort bosniakische Serben und alle schwimmen im kühlen Nass der Drina. In Višegrad spannt sich die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke über den Fluss, Weltkulturerbe und berühmt durch den Ivo Andrić Roman „Die Brücke über die Drina“. Seit einigen Jahren ist die Stadt um eine Attraktion reicher. „Andrićgrad“, Andrić-Stadt, eine künstliche Planstadt, die sich der Regisseur Emir Kusturica aus dem Gedächtnis geschnitzt hat. Ein „Zirkus-Stadtteil“ der die Geschichte der Region sehr frei interpretiert. Nach diesem Kuriosum verabschiedet sich die Drina kurzzeitig und es wartet der nächste, diesmal ein gewöhnlicher, Grenzübergang mit Gesichtskontrolle. In Serbien spendet der Tara-Nationalpark traumhafte Aussichten und ab Bajina Bašta ist er wieder zurück, der Fluss. Ab jetzt weicht er nicht mehr von der Seite.
Das Haus steht diesmal auf einem Autoabstellplatz umzingelt vom Mais. Der Parkplatz gehört einem, an Romantik nicht zu überbietenden, Wirtshaus direkt über der Drina. Es folgt das Standard-Programm: Erfrischungsgetränk, Abkühlung und als Krönung ein deftig serbisches Abendmahl.

Vorlaute Kröten, ein Tag am Schdrom und alles anders


  1. Tag: Donnerstag, 22. Juni 2023

Strecke: Bela Crkva (SRB) – Moldova Veche (RO) – Dubova – Eșelnița – Orșova – Kladovo (SRB) – Negotin – Widin (BG) – Belogradtschik

Streckenlänge: 343 km (gesamt 1.126 km)

Der Kröten haben die Nacht fast durchgebalzt, erst in den frühen Morgenstunden halten sie ihre Mäuler.
Bela Crkva hat sich herausgeputzt und feiert einen mehrtägigen Karneval, doch zum Verweilen ist das Zeitkorsett zu eng. Eine einsame Landstraße führt vorbei am Wein zur rumänischen Grenze und nach einer kurzen Berg-Etappe ist er wieder zurück, der Schdrom. Eine über weite Strecken einsame Straße begleitet ihn, dazwischen drängen sich mit Zelten und Schirmen bestens ausgestattete Fischfänger. Die Donau als Grenzfluss. Auf serbischer Seite drängt sich die Burg Golubac ins Bild, bei Dubova wird der breite Schdrom zum Nadelöhr und auf rumänischer Seite wartet der in Stein gemeißelte Kopf des Drakerkönigs Decebalus auf Besucher_innen. Aus einem geplanten Badetag am Fluss, wird unerwartet ein Reisetag, das Wetter spinnt gerade. Ab Orșova bis zum Kraftwerk Eisernes Tor 1 zwängt sich der Schwerverkehr ins Geschehen. Noch einmal über die Grenze zurück nach Serbien. Bei Kladovo ein vorerst letzter Kontakt mit dem Schdrom und bei Negotin wartet schon der nächste Grenzübertritt. In Belogradtschik ragen außergewöhnliche Steinformationen in den Himmel, jetzt ist der Weg zu Körperpflege, Schlafplatz und einem ausgedehnten Abendmahl nicht mehr weit!

Flusserwachen, ein Fleckerlteppich und Turbo L´Amour-Hatscher


  1. Tag: Mittwoch, 21. Juni 2023

Strecke: Bezdan – Sombor – Apatin – Zrenjain – Vršac – Bela Crkva

Streckenlänge: 327 km (gesamt: 783 km)

Störche gleiten, Enten landen, Fische schnappen nach Luft, die Vögel begrüßen den Tag und der Schdrom strudelt gelassen seinen gewohnten Lauf. Nach einem ausgedehnten Frühstück in Apatin, den Schdrom direkt vor den Füßen, geht es quer durch die Pampa der Vojvodina. Der zu befahrende Untergrund, ein holpriger Fleckerlteppich durchschneidet kleine Dörfer mit noch monarchischer Bausubstanz und ganz viel Landwirtschaft: Mais und Korn so weit das Auge reicht.
An den Bela-Crkva-Seen breiten sich Urlaubsgefühle aus. Öffentlich zugängliche Badebereiche und in der Bora-Bora Bar steppt der serbische Turbo-Folk. Dosendisco für Alle, für die Schönen genauso wie für die Normalos. Moderne und Realer Sozialismus treffen aufeinander und vertragen sich.
Im Restoran Klub sammelt sich ein Frauenstammtisch an einer fein gedeckten Tafel. Zwei Dutzend Freundinnen, die meisten von ihnen haben ihr Klimakterium bereits hinter sich, sind in Feierlaune. Auffallend die künstlerisch vorgetragene Haarpracht, geflochten und teils mit Blumen bestückte Frisuren. Eine Zweimannband unterhält die fesche Runde mit nationalen und internationalen L´Amour-Hatschern. Ein unerwarteter, höchst unterhaltsamer Tagesausklang!

Anreisetage, Fisch im Kessel und ungebetene Gäste


  1. Tag: Dienstag, 20. Juni 2023

Strecke: Wien (A) – Budapest (HU) – Bezdan (SRB)

Streckenlänge: 456 km

Die Taschen sind gepackt, das Brompton bleibt diesmal zusammengefaltet in Wien zurück. Ein Vierrad ist diesmal das Reisevehikel der Wahl, mit dem Ziel Georgien. Wie fast alle Reisen führt der Weg erstmal den Schdrom, die Donau, entlang.
Erste Etappen haben selten etwas romantisches, rauf auf das große, graue Asphaltband, Kilometer fressen und erst knapp vor dem Ziel, kurz vor Baja, wieder runter. Eine wacklige Bundesstraße führt zum ersten Sehnsuchtsort, einer kleinen Čarda, nahe Bezdan, direkt am Fluss. Am gegenüberliegenden, kroatischen Ufer, thront heroisch ein Siegerdenkmal auf einem Hügel und erinnert an die Schlacht von Batina 1944, in der jugoslawische Partisanen gemeinsam mit der Roten Armee die faschistische Wehrmacht zurückdrängte.
Das Mobilheim wird aufgebaut, im Wirtshaus wartet ein gekühltes Jelen Pivo und im Kessel schwimmen Zanderfillets im Gulaschsaft. Einziger Wermutstropfen, die gefühlt tausende Mistviecher und ihr unersättlicher Durst. Panik hilft da gar nichts, einzig eine erzwungene Gelassenheit schafft Abhilfe. Das Licht verschwindet, die blutsaugenden Gfraster bleiben!